COVID-19 fordert Pflegekräfte besonders, beruflich und im Alltag

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2020 als internationales Jahr der Pflegekräfte und Hebammen ausgerufen. Florence Nightingale, Pionierin der modernen Krankenpflege, wäre dieses Jahr 200 Jahre alt geworden.

Pflegekräfte und Hebammen sind auf allen Ebenen des Gesundheitssystems tätig und ermöglichen eine hochwertige Gesundheitsversorgung, leiten Teams, betreiben Forschung, üben Einfluss auf Gestaltung und Umsetzung von Handlungskonzepten und bilden die nächste Generation von Pflegekräften und Hebammen aus. Kurzum: Sie spielen eine zentrale Rolle in der allgemeinen Gesundheitsversorgung weltweit. Und gerade während der COVID-19-Pandemie sind wir auf sie angewiesen.

Wie verändert die COVID-19-Pandemie den Alltag von Pflegekräften?

Eine der größten Veränderungen im Alltag von Pflegekräften in Deutschland ist ihre Arbeitskleidung. Sie schwitzen unter all der Schutzausrüstung, haben Schwierigkeiten zu atmen und desinfizieren sich ständig. Das erschwert ihre Arbeit und den Aufbau persönlicher Beziehungen zu den Patienten, was vor Allem für das Wohlbefinden derjenigen wichtig ist, die keinen anderen sozialen Kontakt haben.

Pflegearbeiter berichten, dass der COVID-19-Ausbruch ihr persönliches Leben stark beeinträchtigt. Sie wissen nie, was der nächste Tag bringen wird – Patienten können sich über Nacht dramatisch verschlechtern und Patientenzahlen können plötzlich drastisch steigen. Einige sterben. Dies macht es unmöglich, vorausschauend zu planen, beispielsweise wenn es um private Kinderbetreuung und Lebensmitteleinkäufe geht.

Obwohl Krankenhäuser in Deutschland vielerorts derzeit noch nicht überlastet sind, spüren Pflegekräfte schon eine hohe Arbeitsbelastung. Es wird erwartet, dass sich ihre Situation weiter verschlechtert, je kritischer die Gesundheitslage im Land wird. Denn eines war schon vor der COVID-19 Krise bekannt: In Deutschland mangelt es an medizinischem Personal.

Eine derzeit laufende Petition für die Lohnerhöhung für Pflegekräfte, soll sie nicht nur für die Anstrengungen während der derzeitigen Krise entlohnen sondern auch in Zukunft mehr Menschen in Deutschland ermuntern, eine Karriere in der Krankenpflege zu wählen. Neben der Petition zeigen Deutsche auch auf andere Weise ihre Unterstützung. Wie in vielen anderen Ländern applaudieren sie ihrem medizinischen Personal. In Deutschland wurde dies jedoch nicht nur positiv aufgenommen.

In einem viralen Facebook-Beitrag einer Krankenschwester sagte sie, dass der Applaus der Menschen, obwohl er gut gemeint ist, weder ihr Gehalt noch die Tatsache ändert, dass sie sich der Krankheit aussetzt. Krankenschwestern haben jahrelang für ein höheres Gehalt demonstriert und wenig Aufmerksamkeit oder Interesse erhalten. Obwohl ihre Arbeit nicht nur während der COVID-19-Krise bedeutungsvoll ist und Leben rettet, werden sie jetzt plötzlich als Helden gefeiert. Ihre Nachricht wurde von vielen anderen Krankenschwestern in den sozialen Medien geteilt.

Trotz dieser Frustrationen drücken viele Pflegearbeiter auch Hoffnung aus und sehen positiven Aspekte in der aktuellen Situation. Menschen zu helfen ist schließlich ein Grund, warum sie diesen Beruf gewählt haben. Viele berichten, dass die Krise das Krankenhauspersonal näher zusammengebracht hat und es einen größeren Teamgeist gibt, da jetzt Gesundheitspersonal aus anderen Abteilungen hinzugezogen wird, um bei der COVID-19-Pandemie zu helfen. Außerdem spüren sie die Dankbarkeit ihrer Patienten.

Neben Pflegearbeitern in Krankenhäusern gibt es auch Berichte über Pflegearbeiter, die in Privathäusern oder Seniorenheimen arbeiten. Ein Problem, das während des COVID-19-Ausbruchs hervorgehoben wird, ist, dass viele dieser Pflegearbeiter, insbesondere jene für ältere Menschen, aus Osteuropa stammen. Mehr als 300.000 deutsche Haushalte sind auf ausländische Betreuer angewiesen. Es wird erwartet, dass die Mehrheit von ihnen das Land verlassen wird, um in ihre Heimatländer zurückzukehren, was zu einem Mangel an Pflegekräften für ältere Menschen führen wird. Schätzungsweise 100.000 – 200.000 ältere Menschen werden bis Ostern keine Betreuung mehr haben.

Solidarität und Lob für Pflegepersonal während der COVID-19-Pandemie

Es gibt verschiedene Initiativen, um das Gesundheitspersonal in Deutschland in dieser schwierigen Zeit zu ehren und zu unterstützen:

  • Im ganzen Land bieten Bäckereien, Restaurants und Catering-Dienste dem Krankenhauspersonal kostenlose Lebensmittel an, die entweder an die Krankenhäuser geliefert oder bei ihren Standorten kostenlos abgeholt werden können. Dies reicht von Brötchen bis hin zu Michelin-Gerichten.
  • Mehrere Transportdienste, vom öffentlichen Nahverkehr bis zu Taxiunternehmen, haben angekündigt, dass medizinisches Personal ihre Dienste kostenlos nutzen können. Autovermietung Sixt gibt medizinischem Personal 100-Euro-Gutscheine für Carsharing-Fahrten.
  • Obwohl Kindertagesstätten und Schulen geschlossen haben, werden Kinder von medizinischem Personal weiterhin von diesen Einrichtungen betreut und können dort auch während der Arbeitszeit ihrer Eltern, auch am Wochenende, bleiben. Medizinstudenten und -studentinnen, die nicht direkt an der Arbeit des Krankenhauses gegen das Coronavirus beteiligt sind, melden sich freiwillig für die Kinderbetreuung.
  • Im ganzen Land nähen Menschen Schutzmasken für medizinisches Personal oder Unternehmen spenden ihre Vorräte an Masken und Desinfektionsmitteln an Krankenhäuser.

Während sich Pflegekräfte unter anderem auf kostenlose Aufenthalte im Luxushotel Adlon in Berlin und kostenlose Tanzkurse in der Zeit nach der Krise freuen können, ist ihnen sehr bewusst, dass das Ende der Pandemie noch nicht in Sicht ist.

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