„Düstere Realität“: Weltwirtschaft soll laut neuem UN-Bericht um 3,2 Prozent schrumpfen

WESP mid-year report

Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie wird die Weltwirtschaft im Jahr 2020 voraussichtlich um 3,2 Prozent schrumpfen und somit einen Gesamtverlust von rund 8,5 Billionen Dollar ausmachen – dies wird fast vier Jahre Produktionsgewinne zunichte machen, so eine Wirtschaftsanalyse der Vereinten Nationen zur Jahresmitte.

In ihrem am Mittwoch vorgestellten Bericht zur Weltwirtschaftslage und -perspektive (World Economic Situation and Prospect, WESP) sagte die UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten (DESA), dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Industrieländern ab Mitte 2020 auf -5,0 Prozent sinken wird, während die Produktion der Entwicklungsländer um 0,7 Prozent schrumpfen wird.

„Der globale Wirtschaftsausblick hat sich seit der Veröffentlichung des WESP 2020 im Januar drastisch verändert“, bemerkte Elliott Harris, Chefökonom der UN und stellvertretender Generalsekretär für wirtschaftliche Entwicklung.

COVID-19 hat eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise von bisher ungekanntem Ausmaß ausgelöst, die durch Abriegelungen und Grenzschließungen zu einer Lähmung der Wirtschaftstätigkeit und zur Entlassung von Millionen von Arbeitnehmern weltweit geführt hat.

„Mit den weitreichenden Einschränkungen wirtschaftlicher Aktivitäten und erhöhten Unsicherheiten ist die Weltwirtschaft im zweiten Quartal 2020 praktisch zum Erliegen gekommen“, fügte er hinzu. „Wir sehen uns nun der düsteren Realität einer schweren Rezession gegenüber, wie es sie seit der Großen Depression nicht mehr gegeben hat“.

Um die Pandemie zu bekämpfen und die Auswirkungen eines katastrophalen Wirtschaftsabschwungs zu minimieren, führen Regierungen weltweit finanzwirtschaftliche Stimulierungsmaßnahmen durch, die etwa 10 Prozent des weltweiten BIP ausmachen.

Obwohl sich die Neuinfektionen und die COVID-19-bedingten Todesraten in letzter Zeit verlangsamt haben, bleibt der weitere Verlauf der Pandemie ungewiss, ebenso wie die wirtschaftlichen und sozialen Folgen, die sich daraus ergeben werden.

Hin- und hergerissen zwischen der Rettung von Leben und der Wiederbelebung der Wirtschaft, beginnen einige Regierungen bereits damit, die Beschränkungen vorsichtig aufzuheben, um ihre Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Die Erholung wird jedoch weitgehend davon abhängen, wie gut das Gesundheitswesen und die finanzwirtschaftlichen Maßnahmen zusammenwirken, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, das Reinfektionsrisiko zu minimieren, die Beschäftigung zu sichern und das Vertrauen der Verbraucher wiederherzustellen, damit die Menschen wieder Ausgaben tätigen.

Obwohl für 2021 ein bescheidener Aufschwung von rund 3,4 Prozent erwartet wird, bei dem vor allem Produktionsausfälle wieder aufgeholt werden sollen, heißt es in dem Bericht, dass „die Möglichkeit einer langsamen Erholung und eines anhaltenden Wirtschaftseinbruchs mit zunehmender Armut und Ungleichheit groß ist“.

Die UN-Prognose macht deutlich, dass eine stärkere multilaterale Unterstützung und Solidarität zur Eindämmung der Pandemie zusammen mit wirtschaftlicher und finanzieller Hilfe für die am stärksten von der Krise betroffenen Länder „entscheidend bleiben werden, um die Erholung zu beschleunigen und die Welt wieder auf den Pfad der nachhaltigen Entwicklung zu bringen“.