Krieg in der Ukraine: Humanitärer Appell der Vereinten Nationen für finanzielle Unterstützung

Photo: OCHA/Matteo Minasi

Fast ein Jahr nach dem russischen Angriffskrieg auf das Nachbarland Ukraine haben die Vereinten Nationen einen humanitären Appell über 5,6 Milliarden Dollar veröffentlicht, um Millionen von Menschen in dem vom anhaltenden Krieg zerrütteten Land zu helfen.

Die Lage vieler Menschen in der Ukraine sei nach wie vor katastrophal, da zivile Ziele und Infrastruktur unerbittlich beschossen würden, so UN-Nothilfekoordinator Griffiths. Finanzierung humanitärer Hilfe würde benötigt, um weiterhin lebensrettende Hilfskonvois für die betroffenen Gemeinden ermöglichen zu können. Anfang der Woche seien Mitarbeitende des regionalen UN-Nothilfebüros (OCHA) von Dnipro mit sechs beladenen Lastwagen in die rund 200 Kilometer entfernte östliche Region Donezk gereist, um Menschen in zwei Dörfern zu versorgen, die, so Griffiths, „in den schlimmsten dieser Kriegsgebiete liegen – Menschen, die täglich unter Beschuss stehen, täglich angegriffen werden, deren Häuser bombardiert werden, die frieren und Probleme mit der Stromversorgung haben.“

Um diese lebensrettende Arbeit fortsetzen zu können, rief der UN-Nothilfekoordinator zu 3,9 Milliarden Dollar auf, damit 11,1 Millionen der 18 Millionen Menschen geholfen werden könne, die in der Ukraine humanitäre Hilfe benötigten.

Parallel zum Appell des UN-Nothilfebüros sei auch der Bedarf beim UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) immens – dieses bittet um 1,7 Milliarden US Dollar, um geflüchteten Ukrainern in zehn Aufnahmeländern helfen zu können (Bulgarien, Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Moldawien, Polen, Rumänien und Slowakei). UNHCR-Hochkommissar Grandi warnte vor Gleichgültigkeit angesichts der Geschehnisse in der Ukraine. „Ich glaube, wir haben uns ein wenig daran gewöhnt. Das sollten wir nicht, denn es ist wirklich entsetzlich, was die russische Invasion dem Land antut“, sagte er. Die zivile Infrastruktur in der Ukraine sei seit dem Überschreiten der Grenze durch russische Kampftruppen am 24. Februar 2022 immer wieder angegriffen worden, konkret bedeute das, dass Kindergärten dem Erdboden gleichgemacht worden seien und alte Menschen wegen der Bombengefahr in Kellern lebten.

Die geflüchteten Menschen aus der Ukraine hätten die feste Absicht, irgendwann in die Ukraine zurückzukehren, so Grandi weiter. Doch bis es soweit sei, werde der Flüchtlingshilfsplan von UNHCR weiterhin Millionen von Flüchtlingen und Hunderten von UN-Partnern vor Ort helfen. Die Flüchtlingskrise in der Ukraine – eine Vertreibungskrise – sei nach wie vor die größte der Welt. Schätzungsweise fast sechs Millionen Menschen seien Binnenvertriebene. Hinzu käme, dass die Zahl der Flüchtlinge in Europa, die sich für den vorübergehenden Schutz registriert haben, jetzt bei fast fünf Millionen liege. Viele Weitere, die nicht registriert seien, seien ebenfalls betroffen.

Inmitten von Berichten über eine Eskalation der Gewalt im Osten des Landes seien nach jüngsten Schätzungen des UN-Nothilfebüros im letzten Jahr mehr als 7.000 Zivilisten in der Ukraine getötet und 12.000 verletzt worden. Die Zahlen seien höchst wahrscheinlich eine konservative Einschätzung, so der UN-Nothilfekoordinator.