Erklärung zum Internationalen Tag der Wälder, 21. März 2020

UN-Generalsekretär António Guterres: Wälder decken etwa 30 Prozent der Landfläche unseres Planeten ab und 80 Prozent aller terrestrischen Arten sind in Ihnen zuhause. Die Ökosystemleistungen, die sie der Menschheit bieten, reichen von der Reinigung von Luft und Wasser bis zur Herstellung von Lebensmitteln, Medikamenten sowie Holz- und Papierprodukten. Wälder erhalten wichtige Wassereinzugsgebiete und beeinflussen das globale Klima und die Niederschlagsmuster.

Wälder fungieren auch als wichtige Kohlenstoffsenken und absorbieren jährlich etwa 2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ist daher entscheidend, um die Emissionslücke zu schließen und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Angesichts der entscheidenden Rolle, die Wälder bei der Abscheidung von Kohlendioxid spielen, ist es alarmierend, dass sie zunehmend Opfer der durch den Klimawandel verursachten Dürrebedingungen werden. Im vergangenen Jahr gab es enorme Waldbrände, von der kanadischen Arktis und Sibirien bis hin nach Kalifornien und Australien. Diese Brände waren nicht nur für den Verlust von Leben, Häusern und Lebensgrundlagen in den besiedelten Gebieten verantwortlich, sondern auch für einen massiven Ausstoß von Kohlendioxid.

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erkennt die entscheidende Rolle der Wälder für unsere Zukunft an. Im Jahr 2017 wurde der erste “Strategische Plan der Vereinten Nationen für Wälder 2030” von der UN-Generalversammlung verabschiedet. Er enthält sechs globale Waldziele und 26 damit verbundene Zielsetzungen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Diese Ziele sind lobenswert, aber wir sind bei Ihrer Umsetzung im Rückstand.

Die Entwaldung wird hauptsächlich durch die Umwandlung von Lebensräumen für die großflächige Landwirtschaft verursacht. Die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, ohne natürliche Wälder zu ersetzen, ist eine zentrale Herausforderung.

In den letzten 25 Jahren hat sich die jährliche Netto-Entwaldungsrate weltweit um mehr als 50 Prozent verlangsamt, was den Bemühungen von Regierungen und anderen Interessengruppen, die sich für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder einsetzen, zu verdanken ist. Dennoch gehen große Waldflächen weiterhin verloren.

Der diesjährige Internationale Tag der Wälder unterstreicht die Verbindungen zwischen Wäldern und der reichen biologischen Vielfalt, die sie unterstützen. Im vergangenen Jahr schlug die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES) Alarm, dass die Gesundheit unserer Ökosysteme mit beispielloser Geschwindigkeit abnimmt und sich das Artensterben beschleunigt. Wir müssen schnell handeln, um diesen Trend umzukehren. Der Schutz der Wälder ist Teil der Lösung.

Das Jahr 2020 wurde als „Natur-Superjahr“ bezeichnet und muss das Jahr sein, in dem wir das Blatt in Bezug auf die Entwaldung und den Verlust der Wälder wenden. Auf der 15. Tagung der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Oktober soll ein globaler Plan für die biologische Vielfalt nach 2020 verabschiedet werden. Dieser Plan muss neue ehrgeizige Ziele zum Schutz der Natur und zur Bekämpfung der zugrunde liegenden Ursachen des Naturverlusts sowie solide Umsetzungs- und Finanzierungsmechanismen umfassen.

Unsere globale Umwelt wird durch unsere unnachaltigen Entscheidungen verschlechtert. Die Art und Weise, wie wir natürliche Ressourcen verbrauchen, beschleunigt den Verlust der biologischen Vielfalt und verschärft den Klimawandel. An diesem Internationalen Tag fordere ich alle Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Entwaldung zu stoppen und die degradierten Wälder wiederherzustellen, damit künftige Generationen eine grünere und gesündere Zukunft genießen können.