Botschaft zum Internationalen Tag der Mutter Erde, 22. April 2022

UN-Generalsekretär Guterres:

Heute ist der Internationale Tag der Mutter Erde.

Er bietet uns die Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie wir Menschen mit der Erde umgehen.

Um es unverblümt zu sagen: Wir sind schlechte Hüter unseres fragilen Heimatplaneten.

Die Erde steht heute vor einer dreifachen globalen Krise.

Klimawandel.

Verlust an Naturraum und biologischer Vielfalt.

Verschmutzung, Müll und Verschwendung.

Diese Dreifachkrise gefährdet das Wohlergehen und das Überleben von Millionen Menschen in aller Welt.

Die Bausteine eines gesunden und glücklichen Lebens – sauberes Wasser, reine Luft und ein stabiles und berechenbares Klima – sind ins Wanken geraten. Dies gefährdet die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Noch besteht jedoch Hoffnung.

Vor fünfzig Jahren kam die Weltgemeinschaft auf der Konferenz von Stockholm zusammen.

Sie bildete den Auftakt zur weltweiten Umweltbewegung.

Seither haben wir gesehen, was wir erreichen können, wenn wir an einem Strang ziehen.

Wir haben das Ozonloch verkleinert.

Wir haben mehr Ökosysteme und wildlebende Tiere und Pflanzen unter Schutz gestellt.

Wir haben verbleites Benzin aus dem Verkehr gezogen und damit Millionen von Menschen vor einem vorzeitigen Tod bewahrt.

Und erst letzten Monat haben wir eine bahnbrechende globale Kampagne eingeleitet, um Verschmutzung durch Kunststoffe zu verhindern und zu beenden.

Wir haben bewiesen, dass wir uns gemeinsam enormen Herausforderungen stellen können.

Auch das Recht auf eine gesunde Umwelt findet immer mehr Zuspruch.

Wir müssen jedoch noch weit mehr tun. Und wir müssen viel schneller handeln.

Vor allem, wenn wir die Klimakatastrophe abwenden wollen.

Wir müssen den Anstieg der Erdtemperatur auf 1,5 Grad Celsius begrenzen.

Davon sind wir weit entfernt.

Um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können, müssen die Regierungen die Emissionen bis 2030 um 45 Prozent verringert und die CO2-Neutralität bis 2050 erreicht haben.

Die größten Emittenten müssen die Emissionen ab heuer drastisch senken.

Dafür müssen wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen rascher überwinden und saubere erneuerbare Energien schneller zum Einsatz bringen.

Gleichzeitig müssen wir rasch in Anpassung und Resilienz investieren, insbesondere für die ärmsten und gefährdetsten Menschen und Länder, die am wenigsten zu der Krise beigetragen haben.

Im Juni wird sich die Weltgemeinschaft erneut in Schweden versammeln – zur Stockholm+50-Konferenz.

Sorgen wir dafür, dass unsere Führungsverantwortlichen den Ehrgeiz und die Handlungsbereitschaft mitbringen, die zur Überwindung der dreifachen globalen Krise notwendig sind.

Denn wir haben nur eine Mutter Erde.

Wir müssen alles daransetzen, sie zu schützen.