Raketenbeschuss während Guterres-Besuch in Kiew

SG facing journalist in Ukraine
UN-Generalsekretär Guterres in der Ukraine

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat nach seiner Moskau-Reise zu Beginn der Woche auch die Ukraine besucht. Am Donnerstag führte er Gespräche mit Präsident Wolodymr Selenskij in Kiew, wo just während seines Besuchs erstmals seit zwei Wochen wieder Raketen einschlugen. Guterres sagte der BBC nach den Explosionen, er sei geschockt.

Der UN-Generalsekretär berichtete Selenskyj, dass er bei seinem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag eine prinzipielle Zusage dafür bekommen habe, dass die UN beim Aufbau eines  Fluchtkorridors zusammen mit dem Roten Kreuz beteiligt würde. Nun gebe es intensive Beratungen dazu, wie der Vorschlag in die Realität umgesetzt werden könne. Man unternehme derzeit „alles Mögliche, damit das geschieht“.

Guterres hatte zuvor auch den Kiewer Vorort Butscha besucht, wo Massaker an Zivilpersonen international für Entsetzen gesorgt hatten. Guterres betonte seine Unterstützung für eine Untersuchung der Taten durch den Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH). Es sei wichtig, den Horror „sorgfältig aufzuklären“ und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Guterres. Er appellierte an Russland, mit dem Gericht zusammenzuarbeiten. Er besuchte auch die ebenfalls schwer getroffenen Städte Borodjanka und Irpin. In allen drei Städten wurden nach dem Abzug der russischen Truppen viele tote Zivilisten gefunden.

„Der Krieg ist eine Absurdität im 21. Jahrhundert“, sagte Guterres in Borodjanka. „Ich stelle mir meine Familie in einem dieser Häuser vor, die jetzt zerstört sind“, sagte Guterres. „Ich sehe meine Enkelinnen in Panik herumlaufen.“ Es gebe „keine Möglichkeit, dass ein Krieg im 21. Jahrhundert akzeptabel ist“.

Am Dienstag hatte der UN-Chef sich mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau getroffen. Er führte zudem Gespräche mit Außenminister Sergej Lawrow. Der UN zufolge habe Putin bei dem Treffen im Grundsatz einer Beteiligung der UN und des Roten Kreuzes bei der Rettung von Zivilisten aus dem Asow-Stahl-Werk zugestimmt. Ein Sprecher erklärte nach dem Treffen, es seien Anschlussgespräche zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der UN geplant.

Guterres schlug die Bildung einer trilateralen Gruppe zur Lösung humanitärer Probleme in der Ukraine vor, bestehend aus Vertretern der UN, Kiews und Moskaus. Diese Kontaktgruppe könne die Sicherheit von Fluchtkorridoren gewährleisten, sagte der Portugiese. Lawrow betonte bei der Pressekonferenz mit dem UN-Generalsekretär, dass Russland prinzipiell für eine Verhandlungslösung sei. Es sei derzeit aber „noch zu früh“, um über Vermittler in dem Prozess zu reden.