Syrien: Sofortiger Waffenstillstand zur Bekämpfung von COVID-19 erforderlich

Wirtschaftliche Not hat die Auswirkungen des Konflikts in Syrien verstärkt - noch bevor die COVID-19-Pandemie das Land heimsuchte © UNICEF/Khydr Al-Issa
Wirtschaftliche Not hat die Auswirkungen des Konflikts in Syrien verstärkt - noch bevor die COVID-19-Pandemie das Land heimsuchte © UNICEF/Khydr Al-Issa

Syrien sei „hochgradig gefährdet“, die COVID-19-Pandemie nicht eindämmen zu können, sagte der UN-Sondergesandte für das Land, Geir Pedersen, am Montag und wiederholte die Forderung nach einem „vollständigen, sofortigen landesweiten Waffenstillstand“, um dem Vormarsch des neuen Coronavirus mit allen Mitteln entgegenzuwirken.

„Wir brauchen eine anhaltende Ruheperiode, die ein landesweiter Waffenstillstand gewährleisten würde, weil wir eine Zusammenarbeit über die Frontlinien hinweg brauchen, die Syriens Territorium durchkreuzen – und das ist nicht morgen, sondern jetzt notwendig“, sagte Pedersen in einer Videokonferenz mit Mitgliedern des Sicherheitsrates.

Jahre des Konflikts haben das Gesundheitssystem degradiert oder zerstört, so der UN-Gesandte. Er betonte, dass es dem Virus egal ist, ob man in den von der Regierung kontrollierten Gebieten oder außerhalb lebt; „er gefährdet alle Syrer.“

Angesichts großer Bevölkerungsbewegungen, gefährlich beengter Verhältnisse in mehreren Lagern für Binnenvertriebene, und informeller Siedlungen äußerte er die Sorge, dass „Syrien ein hohes Risiko hat, die Pandemie nicht eindämmen zu können.“

Darüber hinaus tragen eine schwache oder fehlende Regierungsführung, ein ausgehöhltes Gesundheitssystem und ein Mangel an Gesundheitsexperten, medizinischer Ausrüstung und Zubehör zur Krise bei.

Auf den Frieden hinarbeiten

Obwohl die Vereinbarungen im Nordosten des Landes größtenteils eingehalten würden, seien sie bei weitem nicht ausreichend, um dem COVID-19-Ausbruch zu bekämpfen, so Pedersen.

Er erklärte sich bereit, mit der syrischen Regierung, der Opposition, allen relevanten Akteuren vor Ort und einflussreicher Ländern zusammenzuarbeiten, um Maßnahmen zur Einhaltung des Waffenstillstands zu stärken.

„Es wird nicht leicht sein, und es gibt keine Garantien“, sagte er, „aber die syrische Bevölkerung braucht jetzt dringend unser aller Bemühen um ihr Wohlergehen.“

Aktuelle Lage in Syrien

Der UN-Nothilfekoordinator, Mark Lowcock, sagte den Mitgliedern des Sicherheitsrates, dass am Montagmorgen zehn COVID-19 Fälle in Syrien bestätigt worden seien, darunter ein Todesfall.

In diesem Monat ging der Konflikt in sein zehntes Jahr. Laut Lowcock mussten in den vergangenen neun Jahren die Hälfte der Bevölkerung ihre Heimat verlassen, und mehr als 11 Millionen Menschen innerhalb Syriens benötigen humanitäre Hilfe, darunter fast fünf Millionen Kinder.