Asiatische Entwicklungsländer investieren verstärkt in Europa

UNIC/36

GENF/BONN, 27. Februar 1997 (UNCTAD) – Investoren aus den asiatischen Entwicklungsländern entdecken Europa: Der Fluß der ausländischen Direktinvestitionen von Asien nach Europa stieg von durchschnittlich $100 Millionen in den Jahren 1989-1991 auf $860 Millionen im Zeitraum 1992-94 (siehe Tabelle 1 im Anhang). Während Nordamerika weiterhin der wichtigste Anlegermarkt für asiatische Investoren außerhalb der eigenen Region blieb, haben auch ihre Investitionstätigkeiten in der Europäischen Union deutlich an Umfang gewonnen. Dies gilt sowohl für den Produktions- als auch für den Dienstleistungssektor (siehe Profil der Hauptinvestoren im Anhang). Der heute von der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) veröffentlichte Bericht “Sharing Asia’s Dynamism: Asian Direct Investment in the European Union“* (167 Seiten) belegt und analysiert diese Entwicklung.

Der Anteil der Europäischen Union am Gesamtvolumen der ausländischen Direktinvestitionen aus den Entwicklungsländern Asiens erreichte 1995 rund 5 Prozent (siehe Tabelle 2 im Anhang). Dies ist zwar noch relativ wenig, aber nach Ansicht der UNCTAD “kein Ausdruck mangelnden Interesses, sondern des Umstandes, daß asiatische Firmen erst am Beginn ihres Eintritts in den europäischen Markt stehen“.

Zahlreiche Unternehmen in den asiatischen Schwellenländern sehen sich zunehmend veranlaßt, direkt in der Europäischen Union präsent zu sein, um diesen großen und vielfältigen Markt bedienen zu können. Andere wiederum suchen Zugang zu hochentwickelten Technologien und Fachkenntnissen, zu Forschungs- und Entwicklungsprogrammen, heißt es in dem Bericht.

Rund 40 Prozent der direkten Auslandsinvestitionen asiatischer Schwellenländer in der Europäischen Union werden im Vereinigten Königreich getätigt, rund 30 Prozent in Deutschland und rund 20 Prozent in den Niederlanden.

In jüngster Zeit haben transnationale Unternehmen in Asien damit begonnen, in Mittel- und Osteuropa zu investieren. Die Privatisierungsprogramme dieser Länder kamen ihnen dabei sehr gelegen. Außerdem fanden sie in der Region niedrige Produktionskosten und eine gute Ausgangsbasis für den relativ ungehinderten Zugang zum Binnenmarkt der Europäischen Union. Darüberhinaus wird die Konsumgüternachfrage in Mittel- und Osteuropa aller Voraussicht nach stark zunehmen und damit weitere Investitionsanreize für diese Region bieten.

Die UNCTAD, die allgemein als wichtigste Informationsquelle für globale Auslandsinvestitionsflüsse und wirtschaftspolitische Analysen anerkannt wird, erwartet eine weitere, rasche Zunahme der ausländischen Direktinvestitionen aus den asiatischen Schwellenländern in die Europäische Union. In ihrem Bericht zeigt die UNCTAD verschiedene Maßnahmen auf, wie dieser Investitionsfluß zu beiderseitigem Vorteil verstärkt werden kann.

Produktions- und Dienstleistungssektor gleichermaßen attraktiv

Nach den vorliegenden Daten ist der Produktions- und der Dienstleistungssektor von ähnlich hoher Bedeutung für die Auslandsinvestitionen der asiatischen Schwellenländer (siehe Tabelle 3 im Anhang). Nach der Branchenverteilung ihrer jüngsten Investitionsprojekte in europäischen Ländern ergibt sich folgendes Bild:

  • Ausländische Direktinvestitionen im Produktionsbereich finden sich vor allem in der Elektronikindustrie, die drei Viertel aller Investititionsprojekte der vier asiatischen Schwellenländer (Hongkong, Republik Korea, Singapur und Taiwan) in der Europäischen Union auf sich vereinigt. Mit großem Abstand folgen Projekte in der Textil- und Bekleidungsindustrie, der Leder- und Schuhfabrikation sowie der Chemie- und Spielzeugindustrie.
  • Die Verteilung der Projekte im Dienstleistungssektor ist weniger einseitig konzentriert als im Produktionsbereich. An erster Stelle stehen hier Investitionen im Handel, dicht gefolgt von den Auslandsinvestitionen im Finanz- und Bankensektor. Außerdem engagierten sich die asiatischen Schwellenländer mit einer beträchtlichen Anzahl von Projekten in anderen Dienstleistungsbereichen, wie etwa im Seetransportwesen, im Hotel- und im Kommunikationssektor (siehe Tabelle 4 im Anhang).
  • Insgesamt finden sich die meisten Investitionsvorhaben der asiatischen Schwellenländer im Vereinigten Königreich und in Deutschland, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden. Die gleiche Reihenfolge der EU-Staaten gilt auch in Bezug auf die wichtigste Fertigungsindustrie, nämlich den Elektronikbereich.
  • In den wichtigsten Empfängerländern der Europäischen Union investierten die asiatischen Schwellenländer ungefähr im gleichen Umfang im Produktions- und im Dienstleistungssektor. Die einzige Ausnahme bildet Frankreich, wo zwei Drittel aller Investitionen in der vearbeitenden Industrie getätigt wurden (bis auf eine Ausnahme alle im Elektronikbereich).
  • Im Vereinigten Königreich gibt es asiatische Investitionsprojekte in allen wichtigen Dienstleistungsbereichen. In Deutschland lag der Schwerpunkt der Investoren deutlich im Handel und weniger im Finanz- und Seetransportbereich.

Künftige Trends

Vier unterschiedliche Investitionsformen dürften sich im Laufe der Zeit herausbilden:

  • Investitionen der technisch fortgeschrittenen asiatischen Schwellenländer mit hochentwickelten Kenntnissen und Forschungsgrundlagen sowie eigenen Großunternehmen, die Anlagen für komplexe industrielle Fertigungsvorhaben auf dem letzten Stand der Technik errichten und weltweit produzieren können. Diese Investoren werden sich vor allem auf Produktions- und Handelsvorhaben im großen Umfang konzentrieren und hauptsächlich aus der Republik Korea und, in geringerem Maße, aus Taiwan kommen. Sobald Banken, Versicherungen, Baufirmen und Infrastrukturanbieter die dafür notwendigen Fähigkeiten aufgebaut haben, wird zunehmend auch im Dienstleistungssektor investiert werden.
  • Investitionen der kleineren Schwellenländer (Singapur und Hongkong) im Bereich von Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung und in einigen Produktionsnischen (hochentwickelten aus Singapur und einfacheren aus Hongkong). Ihre Investitionen im Dienstleistungssektor werden sich vom Handel über das Finanzwesen bis zum Fremdenverkehr erstrecken.
  • Investitionen aus anderen dynamischen Ländern wie Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Thailand, die eigenständige Fähigkeiten in bestimmten Industriebereichen wie der Teilfertigung entwickeln, oder in der Nahrungsmittel-, Holz- und Gummiverarbeitung, der Petrochemie und bestimmten arbeitsintensiven Sektoren wie der Textilindustrie. Diese Länder könnten ihre Investitionsaktivitäten auch in einigen Dienstleistungsbereichen entfalten.
  • Investitionen aus China und Indien, wo die Wirtschaft über eine breite und diversifizierte industrielle Grundlage verfügt, aber den Stand ihrer Technik in verschiedenen wichtigen Industriebranchen noch verbessern muß. Die beiden Länder könnten bald in einer Reihe von Industriebereichen aufholen, und sowohl im arbeitsintensiven wie auch im hochtechnischen Fertigungsbereich direkte Investitionen in Europa vornehmen. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, daß sie in absehbarer Zukunft zu den wichtigsten Investoren in Europa gehören werden. Vielmehr dürften sie sich in nächster Zeit vor allem auf andere Entwicklungsländer konzentrieren.

Investitionen aus Asien müssen gepflegt werden

Die ausländischen Direktinvestitionen Asiens in Europa sind im Anstieg begriffen, aber sie stecken noch in den Anfängen und müssen entsprechend “gepflegt“ werden, stellt der Bericht fest. Es sind die asiatischen Unternehmen, die sich an die Spitze der Investitionsbewegung Richtung Europa setzen müssen, aber diese Unternehmen haben zum größten Teil nur wenig oder keine Erfahrungen mit Investitionen in Europa. Hier müssen die Regierungen ansetzen.

Eine Untersuchung der jüngsten Veränderungen in der Gesetzgebung und der nationalen Politik der asiatischen Schwellenländer in Fragen der Auslandsinvestitionen zeigt einen klaren Trend zur Liberalisierung. Die UNCTAD geht davon aus, daß eine Umkehr dieses Trends eher unwahrscheinlich ist, da die asiatischen Regierungen in den Auslandsinvestitionen jetzt eine notwendige strategische Option sehen, um eine Präsenz auf den Auslandsmärkten zu etablieren, Zugang zu ausländischen Ressourcen zu erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer nationalen Unternehmen zu erhöhen. Diese Liberalisierung trägt den nationalen Entwicklungszielen ebenso

Rechnung wie verschiedenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der UNCTAD-Bericht schlägt in diesem Zusammenhang Verfahren und Kriterien vor, die die asiatischen Regierungen im Falle von Zahlungsbilanzschwierigkeiten zu Bewilligung von Auslandsinvestitionen anwenden können.

Neben der Liberalisierung hat eine Reihe von asiatischen Regierungen auch damit begonnen, Auslandsinvestitionen durch praktische Maßnahmen zu fördern, etwa mit Aus- und Fortbildungsprogrammen. Darüberhinaus bieten sie verschiedene Informationsdienste an, fördern Partnerschaften und Kontakte und leisten Finanzhilfe.

Viele Länder haben staatliche oder privatwirtschaftliche Agenturen und Vereinigungen zur Förderung der Auslandsinvestitionen geschaffen. Das jüngste Beispiel dafür ist die Einrichtung des Thailändischen Förderungsrates für Investitionen in Übersees unter dem Vorsitz des thailändischen Ministerpräsidenten im Jahr 1996.

Ein Euro-Investitionsprogramm?

Die UNCTAD sieht große Möglichkeiten für ein gemeinsames Vorgehen der asiatischen Länder bei den Auslandsinvestitionen, ungeachtet aller wirtschaftlichen Unterschiede. Zunächst könnten die asiatischen Regierungen von einem Erfahrungsaustausch über praktische Maßnahmen zur Förderung der Auslandsinvestitionen profitieren.

Aber sie könnten auch noch einen Schritt weiter gehen und ein “Euro-Investitionsprogramm“ als gemeinsamen Schirm ihrer Auslandsaktivitäten schaffen, schlägt die UNCTAD vor. Dieses Programm könnte von interessierten Ländern eingerichtet werden und Büros in den Teilnehmerländern unterhalten. Der Aufgabenbereich der einzelnen Euro-Invest-Büros könnte je nach Umständen und Bedarf unterschiedlich gestaltet werden und sie könnten auch an nationale Einrichtungen wie Export-Import-Banken und andere mit Auslandsinvestitionen befaßte Agenturen gebunden werden.

Für Länder wie Japan und die Republik Korea, die bereits über ein gut ausgebautes System von Einrichtungen und Maßnahmen zur Förderung des Außenhandels verfügen, könnte eine Euro-Invest-Agentur in erster Linie eine Anlaufstelle sein, die Anfragen von Unternehmen zu Europa an die richtigen Stellen weiterleitet, Firmen auf Marktchancen aufmerksam macht, Förderungseinrichtungen bei der Anpassung ihrer Richtlinien hilft um europäische Länder wirksamer und gezielter ansprechen zu können, und die Europa-Aktivitäten auf nationaler Ebene und mit den asiatischen Partnern abstimmt.

Für Länder, die ihre Förderungseinrichtungen für Auslandsinvestitionen erst aufbauen oder umstrukturieren, könnte eine Euro-Invest-Agentur die ganze Bandbreite von Aufgaben und Aktivitäten einer Clearingstelle übernehmen, und damit eine leistungsfähige “One-Stop“-Einrichtung werden.

Ein Euro-Investitionsprogramm würde das von der Europäischen Kommission bereits geschaffene Asien-Invest-Programm ergänzen. Eine gemeinsame Dachorganisation könnte die beiden Programme koordinieren, Doppelgleisigkeit abbauen und Synergien fördern. Damit könnte auf bereits bestehenden, erfolgreichen Maßnahmen und Instrumenten aufgebaut werden, die auch für alle Beteiligten nutzbar gemacht werden.

In Partnerschaft mit EU-Behörden

Auch die Behörden der Europäischen Union können eine wichtige Rolle bei diesem Vorhaben übernehmen. Da die meisten Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsverfahren über interne Investitionen von den einzelnen Regierungen der Union geschaffen werden, sind die Rahmenbedingungen für einen ausländischen Investor oft sehr kompliziert. Trotz mancher Fortschritte auf diesem Gebiet, ist durchaus noch Raum für weitere Harmonisierung. Der Bericht schlägt vor, eine eingehendere, EU-weite Behandlung der Frage der ausländischen Direktinvestitionen in Erwägung zu ziehen. Vom Standpunkt der asiatischen Anleger aus wäre dies durchaus vorteilhaft und würde zu einer umfassenden Regelung, zu mehr Transparenz und weniger Transaktionskosten führen.

* * *

Der vorliegende Bericht wurde auf Wunsch und mit finanzieller Unterstützung der thailändischen Regierung erstellt und ergänzt eine gemeinsam vom UNCTAD-Sekretariat und der Europäischen Kommission im Vorjahr veröffentlichte Studie über Direktinvestitionen der Europäischen Union in Asien (siehe TAD/INF/2643 vom 19.März 1996). Beide Berichte wurden im Rahmen einer Arbeitsgruppe des ASEM-Forums (Asien-Europa-Treffen) erstellt, die auf der ersten ASEM-Gipfeltagung im März 1996 in Bangkok – einer Zusammenkunft von Regierungsvertretern und der Privatwirtschaft über Investitionsfragen – eingesetzt wurde. Zu den ASEM-Ländern zählen Brunei Darussalam, China, Indonesien, Japan, Malaysia, Philippinen, Republik Korea, Singapur, Thailand, Vietnam und alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Arbeitsgruppe tagte vom 7.-9. Juli 1996 in Bangkok und am 14. Oktober 1996 in Paris.

* Sharing Asia’s Dynamism: Asian Direct Investment in the European Union (Verkaufsnummer E.97.II.D.1) ist nur in englischer Sprache erhältlich für US$ 42 bei: United Nations Sales and Marketing Section, Palais des Nations, CH-1211 Genf 10, Schweiz. Tel: (0041) 22 917-2613. Fax: (0041) 22 917-0027. E-Mail: [email protected], oder bei der United Nations Publications/Sales Section, Room DC2-0853, United Nations Secretariat, New York, N.Y. 10017. USA. Tel: (001) 212 963-8302 oder (001) 800 2539646. Fax: (001) 212 963-3489. E-mail: [email protected]. Internet: http://www.un.org/pubs/sales.htm.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Karl P: Sauvant, Chief, International Investment, Transnationals and Technology Branch, Division on Investment, Technology and Enterprise Development, UNCTAD, Tel: (0041) 22 907-5707, Fax: (0041) 22 907-0194, oder per E-Mail: [email protected], oder an die UNCTAD-Pressereferentin Carine Richard-Van Maele, Tel: (0041) 22 907-5816/28, Fax: (0041) 22 907-0043, oder per E-Mail: [email protected]

ANHANG:

Die wichtigsten Investoren

Hongkong – der Spitzenreiter

Für die Europäische Union ist Hongkong der wichtigste Investor unter den asiatischen Entwicklungsländern sowohl bezüglich des Gesamtvolumens asiatischer Direktinvestitionen (1,3 Milliarden US Dollar 1994) als auch hinsichtlich des Investitionsflusses der direkten Auslandsanlagen (durchschnittlich 340 Millionen US Dollar zwischen 1992 und 1994).

1995 war Hongkong der viertgrößte internationale Direktinvestor weltweit (25 Milliarden US Dollar) nach den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Deutschland. Allerdings muß dabei beachtet werden, daß es sich bei ungefähr 30 Prozent der Hongkonger Direktinvestitionen eigentlich um indirekte Investitionen handelt, da sie aus anderen Ländern stammen.

Die meisten Investitionen Hongkongs in der Europäischen Union werden im Groß- und Einzelhandel getätigt. So hat zum Beispiel Dickson Concepts Ltd. 1991 das Londoner Warenhaus Harvey Nichols erworben und 1992 die kränkelnde Schuhfabrik Charles Jordan Holding AG in Frankreich (weitere Beispiele, siehe Tabelle 4 im Anhang).

Republik Korea – im Eilschritt voran

Gemessen am Gesamtvolumen der asiatischen Direktinvestitionen in Europa rangiert die Republik Korea unter den asiatischen “Tigern“ an zweiter Stelle. Rund 10 Prozent (eine Milliarde US Dollar 1995) der koreanischen Direktinvestitionen ist derzeit in dieser Region plaziert. Wie UNCTAD bereits im Dezember 1996 berichtete (Hintergrundinformation Nr. 41), wird der überwiegende Teil der koreanischen Direktinvestitionen im Ausland von großen Industriekonglomeraten, den chaebols getätigt, die zu den am stärksten weltweit tätigen transnationalen Unternehmen in asiatischen Entwicklungsländern gehören. Sie investierten vor allem außerhalb Asiens, um Marktanteile in Gastländern zu erobern oder um Zugang zu neuen Technologien und Fähigkeiten zu erhalten.

Was die Sektoren betrifft, haben sich die koreanischen Investitionen in den letzten Jahren vom Handel zu speziellen verarbeitenden Industrien verlagert. Dreiviertel der Investitionen in Europa stecken in elektrischen und elektronischen Produkten. Die bemerkenswerteste Investition in Mittel- und Osteuropa besteht jedoch im Aufkauf von Autofabriken in Rumänien, Polen und der Tschechischen Republik durch Daewoo, wobei von den Privatisierungsprogrammen in diesen Ländern profitiert wird.

Chinesische Provinz Taiwan – rasche Aufholjagd

Die chinesische Provinz Taiwan rangiert an zweiter Stelle unter den asiatischen Entwicklungsländern, gemessen an den ausländischen Direktinvestitionen in der Europäischen Union. Wie auch Falle anderer asiatischer Schwellenländer, werden die Investoren vor allem durch Großbritannien angelockt. Mehr als die Hälfte der ausländischen Direktinvestitionen in der Europäischen Union (über 250 Millionen US Dollar 1994) gehen nach Großbritannien.

Mit einem Gesamtvolumen an ausländischen Direktinvestitionen in der Europäischen Union in Höhe von 500 Millionen US Dollar im Jahr 1995, ist die chinesische Provinz Taiwan die zweitgrößte Quelle direkter internationaler Investitionen, die von asiatischen Entwicklungsländern weltweit getätigt werden. In Taiwan wird vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen, die am meisten zur Wertschöpfung in der heimischen Industrie beitragen, im Ausland investiert. Ihre Auslandsinvestitionen sind vor allem auf steigende Kosten in der heimischen Wirtschaft, Devisengewinne und Risikodiversifizierung zurückzuführen. Der enorme Anstieg taiwanesischer Direktinvestitionen in der Europäischen Union in den späten 80er Jahren war bedingt durch das Projekt des Binnenmarktes. Die ausländischen Direktinvestitionen größerer Firmen konzentrierten sich auf elektrische Geräte und die chemische Industrie.

Anders als im Falle Hongkongs, geht mehr als die Hälfte der taiwanesischen Direktinvestitionen in die verarbeitende Industrie. Tatung, das taiwanesische Elektrik- und Elektronikunternehmen, hat 1970 in den Vereinigten Staaten und in den frühen 80er Jahren in Großbritannien mit der Produktion von elektrischen Ventilatoren und Farbfernsehern begonnen. Zu den führenden taiwanesische Investoren in der Europäischen Union zählen Elektrik- und Elektronikunternehmen, vor allem in der Computerindustrie wie z.B. Acer Computer, CMC Magnetics Co. und Kuman. 

Singapur – Finanzschwerpunkt

Singapurs wirtschaftliches Wachstum hängt von seiner Fähigkeit ab, Zugang zu ausländischen Märkten zu gewinnen. Traditionell wurde dies durch Exporte erreicht. Die steigenden Arbeitskosten und die erkannte Bedrohung durch Protektionismus in den Exportmärkten haben Singapurs Unternehmen zu Investitionen im Ausland ermutigt.

Singapurs heimische Wirtschaft wird von ausländischen Tochterfirmen dominiert. Es wird angenommen, daß diese bis zu 50 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen des Landes tätigen. Mehr als die Hälfte der gesamten Auslandsinvestitionen Singapurs gingen in den Finanzsektor; nur 20 Prozent wurden in der verarbeitenden Industrie investiert. Im Falle der Europäischen Union, hatte die verarbeitende Industrie (vor allem die Elektronik) 1994 nur einen Anteil von einem Prozent am Gesamtvolumen der Auslandsinvestitionen Singapurs, Finanzinstitutionen dagegen einen Anteil von 90 Prozent (siehe Tabelle 3 im Anhang).

Circa 8 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen Singapurs gehen in die Europäische Union, wobei mehr als die Hälfte nach Großbritannien fließen. Die Niederlande sind ein weiteres wichtiges Empfängerland in der Europäischen Union (fast ausschließlich im Finanzbereich). Ein Beispiel für Singapurs Auslandsinvestitionen in Großbritannien ist die Errichtung einer Fabrik für elektronische Bauteile in Wales durch Mayor PTE. Singapurs Beteiligung an britischen Hotels wurde in den vergangenen Jahren weiter vorangetrieben. (siehe Tabelle 4 im Anhang).

Singapur ist der größte asiatische Investor in der Russischen Föderation (Gesamtvolumen ausländischer Direktinvestitionen 1995: 37 Millionen US Dollar).


 

Table 1: Importance of FDI flows from developing Asia into the European Union, 1985-1994 (Millions of US dollars and percentage)
Year Total inflows Inflows from Developing Asia Share Memorandum: FDI inflows from Latin America
1985 12 187 242 2.0 535
1986 18 275 89 0.5 842
1987 33 608 1 056 3.1 1 266
1988 48 997 89 0.2 1 332
1989 76 077 151 0.2 647
1990 83 825 159 0.2 3 882
1991 55 231 – 13 1 388
1992 47 330 1 201 2.5 241
1993 55 669 777 1.4 2 464
1994 54 792 614 1.1 1 398
1989-1991 (average) 71 711 100 0.1 1 972
1992-1994 (average) 52 597 864 1.6 1 368
Source: UNCTAD, based on OECD, International Direct Investment Statistics Yearbook 1996 (OECD, Paris)

 

 

Annex table 3

 

Table 4: Top 25 merger and acquisition deals by developing Asian firms in Europe, 1993-1996
               
Rank Acquiring company Home economy Acquired company Host country Industry Year Purchasing value (Millions of US dollars)
               
1 CDL Hotels International Ltd Hong Kong Copthorne Hotels Holdings Ltd United Kingdom Hotels and motels 1995 347.8
2 Daewoo Motor Co Ltd Republic of Korea Fabryka Samochodow w Lublinie Poland Industrial trucks, tractors, trailers and stackers 1995 340.0
3 Korea Petroleum Dvlp Corp Republic of Korea Texaco Inc-UK North Sea United Kingdom Crude petroleum and natural gas 1995 324.0
4 Essar Tankers Ltd India Sovcomflot-Four Tankers Russia Deep sea foreign transportation of freight 1993 208.0
5 Kien Huat Realty Singapore Slite-M/S Athena,M/S Kalypso Sweden Ferries 1993 160.0
6 Daewoo Corp Republic of Korea Oltcit(Romania) Romania Motor vehicle parts and accessories 1994 156.0
7 Daewoo Corp Republic of Korea Automobile Craiova SA Romania Motor vehicles and passenger car bodies 1995 156.0
8 Great Eagle Holdings Ltd Hong Kong Ladbroke Grp-Langham Hilton United Kingdom Hotels and motels 1996 151.2
9 Osprey Maritime Singapore PetroBulk(Safmarine/Safren) Norway Deep sea foreign transportation of freight 1996 150.0
10 Singapore Telecom(SG Telecom) Singapore StjarnTV(Sweden) Sweden Cable and other pay television services 1994 125.2
11 Landmark Group Thailand Regent Hotel(Hazama Corp) United Kingdom Hotels and motels 1995 115.0
12 Goodwood Park Hotel Ltd Singapore Rank Organisation-Royal Garden United Kingdom Hotels and motels 1995 103.4
13 Investor Group Malaysia Group Lotus(Bugatti Intl SAH) United Kingdom Motor vehicles and passenger car bodies 1996 83.3
14 Parafax Ltd Hong Kong DIGSA(Ashley Group PLC) Spain Groceries, general line 1993 81.7
15 Hutchison International Port Hong Kong Port of Felixstowe United Kingdom Marinas 1994 75.3
16 Borneo Hong Kong AP Moller Group-Maersk Cypress Denmark Deep sea foreign transportation of freight 1993 61.4
17 Hanjin Shipping Co South Korea DSR-Senator Lines GmbH(Bremer) Germany Deep sea foreign transportation of freight 1996 61.4
18 Singer Co NV Hong Kong GM Pfaff AG Germany Household appliances, nec 1993 58.1
19 Daewoo Heavy Industries Ltd Republic of Korea 2 Mai SA(Romania) Romania Ship building and repairing 1995 53.0
20 Alven (First Capital/Guoco) Singapore Benchmark Group PLC United Kingdom Security brokers, dealers and floatation companies 1996 50.9
21 LG Securities Co Ltd (LG Group) Republic of Korea Petrobank Poland Banks 1996 49.3
22 Kuo International Group Singapore Hambro Leasing-Hotel United Kingdom Hotels and motels 1994 45.2
23 Hotel Properties Ltd Singapore Kennedy Brookes PLC-Hotel United Kingdom Hotels and motels 1994 41.6
24 Eastbourne Holdings Hong Kong SCAC-Delmas-Vieljeux-Delmas Bo France Deep sea foreign transportation of freight 1993 40.5
25 CDL Hotels(Chelsea)(CDL Hotels) Singapore Chelsea Hotel United Kingdom Hotels and motels 1993 38.8
Source: UNCTAD, based on data provided by IFR Securities Data, London.

 

Die Pressemitteilung ist in englischer Sprache auch erhältlich im Internet unter: http://www.unctad.org/en/press/prlist.htm