Degradierung, Waldzerstörung, Überweidung und Erosion bedrohen wertvolle Agrarflächen

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Erste Vertragsstaatenkonferenz der UN-Wüstenkonvention tagt in Rom

ROM, 29. September (FAO) – Die erste Vertragsstaatenkonferenz der Internationalen Konvention zur Bekämpfung der Wüsten tagt vom 30. September – 10. Oktober 1997 in Rom. Am 3. Oktober wird über den künftigen Sitz des Sekretariats der Konvention entschieden. Neben Bonn bewerben sich auch Murcia ( Spanien) und Montreal (Kanada) um den Sitz des Sekretariats. Anläßlich der Konferenz in Rom veröffentlichte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) folgende Hintergrundinformationen zu Wüstenbildung und ihrer Bekämpfung.

Wenn Böden degradieren, sind sie krank; werden sie zur Wüste, bedeutet das ihren Tod. Der Boden ist eines der Schlüsselelemente um Nahrungsmittel zu erzeugen. Doch die Böden der Erde sind bedroht – jedes Jahr gehen 25 Milliarden Tonnen wertvoller Bodenkrume für immer verloren. Der Grund dafür sind Degradierung, Zerstörung der Wälder, Überweidung und Erosion.

Das Bevölkerungswachstum führt zu weiterem Bedarf an Böden. Im Jahre 2030 werden drei Milliarden Menschen mehr auf der Erde leben. Die Erzeugung von Nahrung muß auf kräftige Weise gesteigert werden, um mehr Menschen ernähren zu können. Die Menschheit steht damit vor einer enormen Herausforderung, da die zur Verfügung stehenden Flächen begrenzt sind und die für die Landwirtschaft geeigneten Böden bereits genutzt werden. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, daß in den Entwicklungsländern das verfügbare Ackerland pro Kopf von heute 0,85 auf 0,4 Hektar im Jahre 2010 sinken wird.

Mit Desertifikation ist nicht allein Wüstenbildung gemeint. Vielmehr handelt es sich dabei auch um die Zunahme und Ausdehnung bereits degradierter Böden und Vegetation, besonders in dicht bevölkerten ländlichen Gebieten und in der Umgebung von Städten und Wasserstellen. Die Degradierung der Böden führt dazu, daß die Bodenoberfläche zeitweise oder für immer geschädigt wird und dort immer weniger Nahrung angebaut werden kann.

In den Trockengebieten, den empfindlichsten Ökosystemen, leben mehr als 900 Millionen Menschen. Die Degradierung führt jährlich zu Einkommensverlusten in Höhe von 42 Milliarden Dollar.

Global sind bereits rund zwei Milliarden Hektar Ackerland und Weideflächen unterschiedlich stark degradiert. Das sind 15 Prozent der Böden weltweit und entspricht einem Gebiet von der Größe der Vereinigten Staaten und Mexikos zusammen. Die Trockengebiete der Erde sind bereits zu rund 70 Prozent in gewissem Umfang betroffen.

Die Zerstörung der Wälder ist einer der Hauptgründe für die Degradierung. In trockenen Gebieten kommt es zu Degradierung und Desertifikation, wenn die Waldnutzung nicht nachhaltig betrieben wird, wenn aufgrund zunehmender Bevölkerungsdichte im Wanderfeldbau keine ausreichenden Brachezeiten eingehalten werden, und wenn Städte immer mehr wertvolle Flächen beanspruchen. Der Bevölkerungsdruck trägt zusätzlich dazu bei, daß die Menschen in den ländlichen Gebieten auf bereits erosionsanfälligen Böden produzieren und damit immer mehr Vegetation zerstören.

Über ein Drittel der bereits degradierten ariden Gebiete, das sind rund 680 Millionen Hektar, sind zudem durch Überweidung geschädigt. Besonders in Ostafrika und im Sahel sind die Bestandsdichten der Rinderherden zu groß. Sie schädigen die Bodendecke vor allem im Einzugsbereich von Wasserstellen.

Wo es schließlich keine Vegetation mehr gibt, sind die Böden Wind- und Wassererosion schutzlos ausgesetzt, die oberste Erdschicht wird ausgewaschen oder fortgeweht. Auch im Fall von Wassererosion wird wertvoller Boden abgetragen und weggeschwemmt. Wassererosion und Versalzung haben bereits mehr als eine Milliarde Hektar Land geschädigt. Das ist etwa die Hälfte der gesamten degradierten Fläche in den ariden Gebieten. In Afrika hat dies zur schweren Degradierung von mehr als 50 Millionen Hektar trockener Gebiete geführt. Wassererosion und Versalzung treten zunehmend auch in Südasien auf. Von Winderosion sind etwa 550 Millionen Hektar Land weltweit betroffen. Wenn ein Zentimeter Krume von einem Hektar Land pro Jahr erodiert, entspricht dies einem Verlust von 100 bis 150 Tonnen wertvollen Bodens.

Wird Ackerland übermäßig beansprucht und kann sich nicht regenerieren, verliert der Boden wichtige Nährstoffe. Dies ist vor allem in der Subsistenzlandwirtschaft und beim Wanderfeldbau der Fall. Da aufgrund des Bevölkerungswachstums mehr Nahrung für mehr Menschen angebaut werden muß, werden die Bracheperioden immer kürzer oder fallen schließlich ganz weg.

Auch der Landhunger der Städte, des Straßenbaus und der Industrialisierung führt international zur Bodendegradierung. Im Einzugsgebiet großer Städte wird immer mehr wertvolles Agrarland besiedelt.

In den Industriestaaten werden die Böden vielfach durch Industriemüll und die Abfälle der Städte verschmutzt und verseucht; belastend wirken ferner der Saure Regen, die Überdüngung der Felder sowie das Einsickern von Öl und anderer chemischer Stoffe.

Doch es gibt auch wirtschaftliche und soziale Ursachen für Bodendegradierung. In den Entwicklungsländern ist dies vor allem die Armut. Arme Bauern, die auf keine Reserven zurückgreifen können, sind gezwungen, ihren Bedarf an Nahrung unmittelbar zu decken, ohne die langfristigen Folgen für die Böden berücksichtigen zu können.

Besonders in Afrika südlich der Sahara haben der zunehmende Anbau von Nahrungsmitteln und die kürzeren Bracheperioden die Bodenfruchtbarkeit beträchtlich verringert. Nicht angepaßte Landmaschinen haben zudem oft die Struktur empfindlicher Böden zerstört.

In den vergangenen Jahren haben die Kürzungen von Krediten und Subventionen für Düngemittel die Möglichkeit verringert, die Agrarproduktivität zu steigern. Die Bauern waren gezwungen, auch auf marginalen Böden anzubauen. Probleme von Besitz- und Eigentumsrechten sind ebenfalls als wichtige sozio-ökonomische Ursachen zu nennen.

Der Kampf gegen die Wüstenbildung und die Degradierung der Böden muß auf politischer, wirtschaftlicher, sozialer und technologischer Ebene geführt werden. Die FAO betont, daß es vor allem darauf ankommt, in den ländlichen Gebieten zusätzlich zur Landwirtschaft weitere Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Die umweltverträgliche Intensivierung der Landwirtschaft auf den dafür geeigneten Böden könne den Druck in den marginalen und gefährdeten Gebieten mindern.

Agroforstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht sollten deshalb gefördert werden. Mit zusätzlichen Einkommensquellen könne auch die Überweidung verringert werden. Dies gelte vor allem für die Gebiete, in denen die Bauern große Viehherden als “Versicherung“ gegen Trockenheit und Ernteausfälle halten.

Die FAO tritt auch dafür ein, die Nutzungsrechte der Bauern anzuerkennen. Manche Pachtsysteme können zur Bodendegradierung beitragen, wenn die Bauern zum Beispiel aufgrund kurzer Pachtperioden keinen Nutzen aus Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit ziehen können. Entscheidend sei es auch, für die Vermarktung von Agrarprodukten zu sorgen; dies sei ein wichtiger Anreiz, um die Produktivität der Böden zu erhalten, so die FAO.

Mit besseren Anbautechniken können die Produktivität und der Bodenschutz dramatisch gesteigert werden. Es hat sich nämlich gezeigt, daß Felder, auf denen nach der Haupternte z.B. eine Grasschicht wächst, rund hundertmal weniger Boden verlieren als unbewachsene Flächen. Einfache bewachsene Dämme sind oft die besten und billigsten Lösungen, um Erosion und Wüstenbildung aufzuhalten. Mit Terrassen und Hecken können besonders arme Bauern auf umweltverträgliche Weise ihre Felder nutzen und schützen.

Der Kampf gegen die Wüstenbildung kann nicht ohne die aktive Beteiligung der Bevölkerung geführt werden. Sie muß von Anfang an in die lokale Landnutzungsplanung einbezogen werden. Ländliche Gemeinden, besonders Frauen, die häufig immer noch ohne Einfluß sind, sollten mehr Kompetenz und Entscheidungsbefugnisse bekommen.

Die FAO hat die Internationale Konvention zur Bekämpfung von Wüsten mit vorbereitet und unterstützt ihre Umsetzung besonders durch nationale Initiativen. Die in der Konvention vorgeschlagenen Aktionsprogramme betonen partnerschaftliche Vereinbarungen, den Austausch von Technologie, verstärkte Ausbildung und die Einbeziehung der Bevölkerung vor allem auf lokaler Ebene.

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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Pressebüro der FAO, Via delle Terme di Caracalla, 00100 Rom, Italien, Tel: (+39-6) 570-53105, Fax: (+39-6) 570-54974.