Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali: AIDS-Hilfe heißt verstehen, Vorurteile überwinden, handeln

UNIC/24

Botschaft zum “Welt-AIDS-Tag“, 1. Dezember 1996

Zum diesjährigen “Welt-AIDS-Tag“ hat UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali folgende Erklärung veröffentlicht:

Heute, am Welt-AIDS-Tag, erneuert die internationale Staatengemeinschaft ihr Bekenntnis, gegen die weltweite Geißel der Immunschwächekrankheit anzukämpfen, Angst, Unwissenheit und Vorurteil zu überwinden und den Millionen Menschen in aller Welt, die mit HIV leben müssen, neue Hoffnung zu geben.

HIV/AIDS ist ein weltweites Problem. Kein Land, keine Region bleiben davon verschont. Die Zahl der HIV/AIDS-infizierten Menschen beläuft sich heute auf rund 22 Millionen. Bisher hat AIDS 6 Millionen Todesopfer gefordert. Das sind erschreckende Statistiken, aber die globale Ausbreitung von HIV ist nicht unvermeidbar.

In den Industriestaaten haben die Erfolge von Vorbeuge- und sexuellen Aufklärungskampagnen, wie auch von gezielten Informationsmaßnahmen unter Drogenabhängigen gezeigt, daß die Ausbreitung der HIV-Infektion zum Stillstand gebracht werden kann und ihre Behandlung positive Resultate bringt.

In den Entwicklungsländern stehen wir allerdings vor einer größeren Herausforderung. Mehr als 90 Prozent aller neuen HIV-Infektionen treten in der Dritten Welt auf. Die Programme zur Vorbeugung ihrer Ausbreitung haben dort bisher nur begrenzte Erfolge gezeitigt. Außerdem sind die neuen Anti-Virentherapien und Behandlungsmethoden nach wie vor extrem teuer und für die überwältigende Zahl der AIDS-Kranken in den Entwicklungsländern unerschwinglich.

Die Vereinten Nationen haben sich an die Spitze der Bemühungen gesetzt, um lebenswichtige Aufklärungs- und Vorbeugungsprogramme zu fördern. Sie arbeiten dabei eng mit den Mitgliedstaaten und der lokalen Bevölkerung zusammen. Das am 1. Januar 1996 ins Leben gerufene, gemeinsame UNO-AIDS-Programm war ein entscheidender Fortschritt im globalen Kampf gegen HIV/AIDS. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten bemüht sich das Programm mit allen Kräften um eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination vor Ort, um die Entwicklung neuer politischer Initiativen und die Mobilisierung neuer Ressourcen auf globaler, regionaler und nationaler Ebene.

Vor allem aber unterstreicht diese Initiative die wachsende Partnerschaft zwischen den Organisationen der Vereinten Nationen und den Betroffenen, die mit HIV leben müssen. Das Programm will möglichst viele betroffene Menschen und Gemeinden in seine Arbeit einbeziehen.

Die Herausforderung des Welt-AIDS-Tages besteht darin, Verständnis und Problembewußtsein in konkretes, positives Handeln umzusetzen und für eine wirksamere und besser koordinierte Reaktion der Gesundheitspolitik in allen Teilen der Welt zu sorgen. Die weltweite Herausforderung durch HIV/AIDS verlangt heute mehr denn je eine informierte, überlegte und großzügige Antwort von uns allen.