Generalsekretär Kofi Annan: Bildung und Information sind schlagkräftige Waffen im Kampf gegen HIV/AIDS bei Kindern

UNIC/77

Erklärung zum Welt-AIDS-Tag

NEW YORK, 1. Dezember – 1988 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre große Sorge über die rasche Ausbreitung von HIV/AIDS zu Protokoll gegeben und hat die Bedeutung des von der Weltgesundheitsorganisation WHO für den 1. Dezember 1988 zum ersten Mal ausgerufenen Welt-AIDS-Tages unterstrichen. Der diesjährige Welt-AIDS-Tag ist den von AIDS betroffenen Kindern gewidmet. Die Zahl der HIV-positiven Kinder steigt ständig und Ende letzten Jahres waren weltweit 830.000 Kinder mit HIV infiziert, von denen die meisten in Entwicklungsländern lebten. Auch die diesjährige Botschaft des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, befaßt sich mit dem Thema „Kinder in einer Welt mit AIDS“.

Der Welt-AIDS-Tag ist sowohl ein ernster Gedenktag, als auch ein Aufruf zum Handeln. Ein Tag, an dem wir der Millionen von Menschen gedenken, unseren Freunden und Familienmitgliedern, bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten, die seit dem Ausbruch der Epidemie in den 70er Jahren gestorben sind. Er ist ein Tag der Solidarität mit den 30 Millionen Menschen, die mit HIV leben, dem Virus, das die Immunschwächekrankheit beim Menschen hervorruft. Und es ist ein Tag, an dem wir unsere Verpflichtung bekräftigen, Einzelnen und Nationen zu helfen, der Übertragung von HIV vorzubeugen und die zerstörerischen Auswirkungen dieser Epidemie zu lindern.

Neue Therapien und Medikamente bieten Hoffnung im Kampf gegen das Virus und für das Leben mit der ausgebrochenen Krankheit. Aber die Kosten sind oft übertrieben hoch und der Zugang zu Pflege und Unterstützung ist insbesondere in den Entwicklungsländern immer noch viel zu eingeschränkt. Das muß sich ändern, denn mit ihren Fähigkeiten und ihrem Einfallsreichtum könnten die Menschen dafür sorgen, daß alle Betroffenen medizinisch behandelt werden.

In diesem Jahr macht der Welt-AIDS-Tag besonders auf das Elend der betroffenen Kinder aufmerksam, denn jedes Kind kann mit HIV angesteckt werden.

Jeden Tag infizieren sich 1.600 Kinder. Man schätzt, daß gegen Ende diesen Jahres eine Million Kinder unter 15 Jahren HIV-positiv sein werden, von denen mehr als 95 Prozent in Entwicklungsländern leben. Mehr als acht Millionen Kinder haben ihre Mutter durch AIDS verloren. Weitere Millionen leben mit einem HIV-positiven Elternteil. Sogar die Kinder, die weder selbst mit HIV infiziert noch durch AIDS verwaist sind, leiden unter den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Krankheit. Die meisten HIV-positiven Kinder wurden von der Mutter während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen angesteckt. Doch Kinder und Jugendliche sind noch einer Reihe von weiteren Risiken ausgesetzt: durch Mißbrauch, durch sexuelle Ausbeutung im kommerziellen Sex-Geschäft, durch Bluttransfusionen oder durch intravenösen Drogenkonsum und durch ungeschützten Geschlechtsverkehr.

Die Kinder mit HIV/AIDS und die Kinder, die durch die Krankheit zu Waisen gemacht wurden, werden häufig stigmatisiert und Dienstleistungen, Bildung und Pflege werden ihnen verweigert. Die Diskriminierung von Frauen verschärft die Situation für junge Mädchen. Armut fördert die Verbreitung des Virus und unterminiert die Bemühungen, die Auswirkungen der Krankheit zu bewältigen. Kinder sind zwar verletzlich, aber sie sind weder hilflos, noch kann ihnen Hilfe vorenthalten werden. Die Kinder selbst sind effiziente Kommunikatoren, nicht nur unter ihren Altersgenossen, sondern auch innerhalb ihrer Familien. Tatsächlich gehören Bildung und Information zu unseren schlagkräftigsten Waffen im Kampf gegen HIV/AIDS.

Vielen Gemeinschaften und Nationen ist es gelungen, den Trend steigender Infektionsraten zu brechen, oder sogar umzukehren. Das UNAIDS-Programm hat diese Bemühungen unterstützt. UNAIDS ist eine Gemeinschaftsinitiative, die die Ressourcen von 6 UNO-Organisationen bündelt, deren Fachkenntnisse von Gesundheitsversorgung bis zu wirtschaftlicher Entwicklung reichen. Basisorganisationen sind ebenso in das Programm eingebunden wie der private Sektor. Solche Partnerschaften sind entscheidend, um der zerstörerischen, sich weiter ausbreitenden Epidemie wirkungsvoll und umfassend zu begegnen.

AIDS ist die bekannteste Krankheit der Welt. Aber ihre Auswirkungen auf Kinder wurden bislang nur unzureichend untersucht und es gab weniger AIDS-Programme für Kinder als für Erwachsene. Lassen Sie uns anläßlich des Welt-AIDS-Tages 1997 beschließen, unsere Anstrengungen zu verstärken. AIDS hat die Welt für Kinder verändert. Nun müssen wir die Welt für sie ändern.