Generalsekretär Kofi Annan: Für eine nachhaltige Stadtentwicklung weltweit

UNIC/72

Erklärung zum Welt-Habitat-Tag

BONN, 6. Oktober – 1985 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den ersten Montag im Oktober zum Welt-Habitat-Tag erklärt. Der Tag wurde zum ersten Mal im Jahr 1986 begangen, genau 10 Jahre nach der ersten Internationalen Konferenz der Vereinten Nationen über das Wohn- und Siedlungswesen in Vancouver, Kanada. Der weltweit zentrale Festakt zum Welt-Habitat-Tag findet in diesem Jahr in Bonn in Anwesenheit des Exekutivdirektors des Zentrums der Vereinten Nationen für Wohn- und Siedlungswesen (UNCHS), Wally N’Dow, und Bundesbauminister Klaus Töpfer statt. Anläßlich des diesjährigen Welt-Habitat-Tages hat Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Die Menschen sind immer noch mit der drängenden Frage konfrontiert, wie man Städte zu Orten zum Leben, Arbeiten und Träumen macht. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Prognosen gehen davon aus, daß im Jahr 2025 zwei Drittel von uns Stadtbewohner sein werden. Schon heute stehen die Städte unter dem Druck, den Bedarf ihrer Einwohner an Wohnung, Arbeit und Dienstleistungen decken zu müssen. Jetzt müssen sie außerdem auch den Folgen der schnellen Verstädterung für die Umwelt und die soziale Situation begegnen. Diese Probleme betreffen sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer. Mit Blick auf die Schwierigkeiten, denen sie gegenüberstehen, werden sich die Städte in der Welt immer ähnlicher.

Städte sind Motoren des Fortschritts und die Wiege vieler kultureller, intellektueller, bildungspolitischer und technologischer Errungenschaften und Innovationen der Welt. Die Belastungen durch das schnelle Anwachsen der Stadtbevölkerung sind jedoch oft erdrückend. Auf der langen Liste der negativen Auswirkungen steht z.B. die städtische Armut, die bis zu 60% der Stadtbevölkerung betreffen kann. Trotz steigender Investitionen lebt mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung in Wohnungen, die nicht dem allgemeinen Standard entsprechen. 40% der Stadtbewohner haben keinen Zugang zu Trinkwasser oder ausreichender Abwasserversorgung. Diese und andere gemeinsame Probleme – wie die schlechter werdende Infrastruktur, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und Kriminalität – gefährden nicht nur das wirtschaftliche Potential der Städte, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die politische Stabilität.

Die zweite Konferenz der Vereinten Nationen über das Wohn- und Siedlungswesen (HABITAT II), die letztes Jahr in Istanbul stattfand, entwarf eine positive Vision von Verstädterung. Der diesjährige Welt-Habitat-Tag soll Menschen in aller Welt Gelegenheit bieten, darüber nachzudenken, wie sie zur Umsetzung der Habitat-Agenda, dem umfassenden Plan für die Schaffung von nachhaltigen Siedlungen im 21. Jahrhundert, beitragen können.

Ich fordere alle Mitgliedsstaaten und alle Menschen, alle örtlichen Behörden und alle Basis-Organisationen, auf, die Partnerschaft, die sie in Istanbul geschmiedet haben, zu vertiefen und eng mit dem Zentrum der Vereinten Nationen für das Wohn- und Siedlungswesen und mit anderen Organisationen der Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten. Städte haben zwar große Probleme, aber sie tragen auch zur Lösung vieler komplexer und dringlicher globaler Fragen bei. Ich bin zuversichtlich, daß wir zusammmen viel tun können, um die Lebensqualität in allen Städten der Welt zu verbessern.