Generalsekretär Kofi Annan: Trinkwasser muß als wertvolle Ressource begriffen werden

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Erklärung zum Internationalen Tag des Wassers (22.März)

NEW YORK, 22. März 1999 – 1992 hat die Generalversammlung beschlossen, den 22. März zum Internationalen Tag des Wassers zu erklären. Dieser Tag soll dazu beitragen, die Bedeutung der Wasserressourcen für die wirtschaftliche Produktivität und für den gesellschaftlichen Wohlstand zu unterstreichen. Aus Anlaß dieses Tages hat Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Der Zugang zu sauberem, gesundem und ausreichendem Trinkwasser ist eine Grundvoraussetzung für das Überleben, den Wohlstand und die sozio-ökonomische Entwicklung der ganzen Menschheit. Aber noch immer handeln wir so, als ob Trinkwasser für immer und reichlich vorhanden wäre. Das ist nicht so. Trinkwasser ist kostbar: Ohne Wasser können wir nicht leben. Es ist unersetzlich und es ist anfällig: Die Tätigkeit des Menschen hat tiefgreifende Auswirkungen darauf, wieviel frisches Trinkwasser wir haben und wie gut es ist. Es hängt von uns ab, wieviel Wasser in einer bestimmten Region verbraucht und wie es genutzt wird.

Wasserknappheit und Wasserverschmutzung werden hauptsächlich durch den Menschen hervorgerufen. Landwirtschaftliche Entwicklung, Verstädterung und Industrialisierung verursachen die größten Schäden. Auf diese Bereiche muß sich das Trinkwassermanagement in erster Linie konzentrieren. Wasser ist im wörtlichen wie im übertragenen Sinne eine dahinfließende Ressource: Eingriffe auf einer Seite der Wasserscheide können tiefgreifende Auswirkungen auf die Wassernutzung auf der anderen Seite haben. Wir müssen lernen, daß jeder „flußabwärts“ lebt.

Wirksames Wassermanagement wird noch schwieriger, wenn sich mehrere Nationen bestimmte Wasservorkommen teilen. Es fällt solchen Ländern nicht immer leicht, sich auf die anteilige Nutzung eines Vorkommens zu einigen, auf das alle Anspruch haben. Aber alle Seiten haben ein Interesse daran, Konflikte zu vermeiden und Ressourcen zu erhalten, von denen sie alle abhängig sind. Ihre Losung muß daher Fairneß und Nachhaltigkeit heißen.

Die Belastung der globalen Trinkwasservorräte wird in Zukunft noch zunehmen, insbesondere in Entwicklungsländern, in denen Wasserknappheit in der Regel nur ein Glied in der Kette ihrer sozio-ökonomischen Probleme darstellt.

Wasser ist heute für uns etwas zu selbstverständliches. Diejenigen unter uns, die immer noch das Glück haben, einfach nur den Hahn aufdrehen zu müssen oder die das Wasser einfach aus dem Brunnen pumpen können, so als wären die Vorkommen unbegrenzt vorhanden, müssen den wahren Wert dieser enorm kostbaren Ressource begreifen. Sonst werden wir lernen müssen, was Knappheit heißt – wenn nämlich Wasser, so wie viele andere natürliche Ressourcen, zu einem Rohstoff wird, der wirklich etwas kostet.