Generalsekretär Kofi Annan:Sicherere Städte – eine Verantwortung für alle Bürger

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Erklärung zum Welt-Habitat-Tag

1985 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den ersten Montag im Oktober zum Welt-Habitat-Tag erklärt. Der Tag wurde zum ersten Mal im Jahr 1986 begangen, genau 10 Jahre nach der ersten Internationalen Konferenz der Vereinten Nationen über das Wohn- und Siedlungswesen in Vancouver, Kanada. Anläßlich des diesjährigen Welt-Habitat-Tages hat Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Auf der ganzen Welt sehen sich Regierungen und lokale Behörden mit einer immer dringlicheren Aufgabe konfrontiert: Wie können sie ihre Städte vor Verbrechen und Gewalt schützen? Da sich die Gewalt in den Städten weltweit in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt hat, ist es angebracht, den Schwerpunkt des Welt-Habitat-Tages 1998 auf das Thema “sicherere Städte“ zu legen.

Städte sind nicht von selbst gewalttätig, und viele haben Verbrechen und Gewalt erfolgreich bekämpft. Aber Städte scheinen den Nährboden für eine Vielzahl gesetzeswidriger Taten zu bieten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, aber zu den hauptsächlichen Faktoren gehören Arbeitslosigkeit, die große Anzahl und leichte Verfügbarkeit von Schußwaffen, der Verfall des städtischen Milieus, unzureichende Basisdienstleistungen, fehlendes soziales Zusammengehörig-keitsgefühl bei den entwurzelten Zuwanderern vom Land, die Kluft zwischen Reich und Arm, Mängel bei Polizei und Justiz, der Zusammenbruch traditioneller Wertesysteme und – in einem allgemeineren Sinne – die Anonymität und der Individualismus, die immer dort zu finden sind, wo viele Menschen auf engem Raum miteinander leben.

Vorbeugungsstrategien, die auf die eigentlichen Ursachen städtischer Kriminalität abzielen, sind vielversprechend. Dazu gehören oft Partnerschaften zwischen Regierungen, städtischen Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Bürgern. Städte, die für alle Menschen sicher sind, werden auch die Welt insgesamt sicherer machen. Denn die Angst vor Verbrechen und Gewalt fesselt die Menschen an ihre Wohnungen und macht die Verwirklichung aller anderen Menschenrechte schwieriger. Verbrechensvorbeugung ist eine Aufgabe für alle. Ich rufe daher alle Mitgliedsstaaten, alle Stadtverwaltungen und alle Stadtbewohner weltweit dazu auf, anläßlich des diesjährigen Welt-Habitat-Tages Maßnahmen zu ergreifen, um Sicherheit und Lebensqualität in ihren Städten und Gemeinden zu verbessern.