Globaler UN-Bericht zu Hungerkrisen: Hungersnot im Gazastreifen und im Sudan

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Verschiedene UN-Organisationen, darunter das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF), haben gestern in Genf den neuesten Global Report on Food Crises (GRFC) vorgestellt.

Laut Bericht litten im Jahr 2023 fast 282 Millionen Menschen in 59 Ländern und Gebieten akuten Hunger – ein weltweiter Anstieg um 24 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Anstieg sei darauf zurückzuführen, dass mehr Länder in die Untersuchung einbezogen wurden, als auch auf eine deutliche Verschlechterung der Ernährungssicherheit, insbesondere im Gazastreifen und im Sudan, so das WFP. 

Der Bericht macht deutlich, dass Kinder und Frauen im Mittelpunkt dieser Hungerkrisen stehen. Über 36 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind laut WFP, FAO und UNICEF in 32 Ländern akut unterernährt.

„Wenn wir von akuter Ernährungsunsicherheit sprechen, meinen wir damit einen Hunger, der so schwerwiegend ist, dass er eine unmittelbare Bedrohung für die Lebensgrundlage und das Leben der Menschen darstellt. Es handelt sich um einen Hunger, der in eine Hungersnot abzugleiten droht und viele Menschenleben fordert“, sagte Dominique Burgeon, Direktor des UN-Verbindungsbüros der FAO in Genf.

Die akute Unterernährung sei im Jahr 2023 in alarmierender Weise eskaliert, insbesondere unter Menschen, die aufgrund von Konflikten und Katastrophen vertrieben wurden. Die Lage im Gazastreifen und im Sudan sei „besonders besorgniserregend“, „wo die Menschen eindeutig an Hunger sterben“, so Gian Carlo Cirri, Direktor des Genfer WFP-Büros.

Nach fast sieben Monaten israelischer Bombardierung „können die Menschen nicht einmal die grundlegendsten Bedürfnisse an Nahrungsmitteln befriedigen. Sie haben alle Bewältigungsstrategien ausgeschöpft, wie z.B. Tierfutter essen, betteln oder ihr Hab und Gut verkaufen, um Lebensmittel zu kaufen. Die meiste Zeit sind sie mittellos, und einige von ihnen sterben eindeutig an Hunger“, sagte Cirri.

Die einzige Möglichkeit, der Hungersnot Einhalt zu gebieten, sei die Sicherstellung täglicher Nahrungsmittellieferungen „innerhalb kürzester Zeit“, sagte der WFP-Beamte vor Journalisten in Genf.

Im Sudan hatten laut Bericht 20,3 Millionen Menschen – 42 Prozent der Bevölkerung – im vergangenen Jahr nach dem Ausbruch des Konflikts im April Probleme, genug zu essen zu finden.

Dies sei weltweit die höchste Zahl von Menschen, die mit einer akuten Ernährungsunsicherheit der Stufe „Notfall“ (Phase vier) konfrontiert seien. Die Klassifizierung basiert auf international anerkannten Standards, dem IPC Integrated Food Security Phase Classification System, das fünf Phasen des Hungers aufführt: 1) Minimal, 2) Gestresst, 3) Krise, 4) Notfall und 5) Katastrophe.

Das Global Network Against Food Crises ruft dringend zu einem Lösungsansatz auf, der Friedens-, Präventions- und Entwicklungsmaßnahmen gemeinsam mit Nothilfe im großen Maßstab integriert, um den Kreislauf des inakzeptabel hohen Niveaus von akutem Hunger zu durchbrechen, so die Autoren.

 

Über den Global Report on Food Crises 

Der Global Report on Food Crises (GRFC) wird jährlich vom Food Security Information Network (FSIN) erstellt und vom Global Network Against Food Crises (GNAFC) veröffentlicht – einer Multi-Stakeholder-Initiative, die Organisationen der Vereinten Nationen, die Europäische Union, die US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) und nichtstaatliche Organisationen umfasst, die gemeinsam daran arbeiten, Hungerkrisen zu bekämpfen.