Internationaler Tag des Wassers: 22. März 1997

UNIC/44
Fakten & Zahlen

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im Dezember 1992 beschlossen, den 22. März zum Internationalen Tag des Wassers zu erklären. Dieser Tag soll dazu beitragen, das Bewußtsein darüber zu schärfen, in welchem Ausmaß die Entwicklung der Wasserressourcen zur wirtschaftlichen Produktivität und zum gesellschaftlichen Wohlstand beiträgt. In diesem Jahr steht der Tag unter der Überschrift: “Gibt es genug Wasser auf der Welt?“. Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) werden am 22. März 1997 in Marrakesch (Marokko) einen Bericht über die weltweiten Wasserreserven veröffentlichen.

Die weltweiten Wasservorräte sind in Gefahr

Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen über die weltweiten Trinkwasservorräte kommt zu alarmierenden Ergebnissen. Bereits heute leiden ungefähr 80 Länder mit 40 Prozent der Weltbevölkerung unter akuter Wasserknappheit. Schon jetzt sind die Wasservorräte durch die wachsende Umweltverschmutzung gefährdet. Falls der gegenwärtige Trend anhält, wird sauberes Trinkwasser in manchen Regionen so rar werden, daß zwei Drittel der Menschheit innerhalb der nächsten dreißig Jahre in abgestufter Weise unter mehr oder weniger Wassermangel leiden werden.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat festgestellt, daß Wasserverschmutzung jährlich für den Tod von rund 25 Millionen Menschen weltweit verantwortlich ist, insbesondere in Entwicklungsländern. Die Hälfte der Krankheiten auf der Welt werden mit oder durch Wasser übertragen. Und es wird geschätzt, daß 20 Prozent der Weltbevölkerung kein sauberes Trinkwasser haben und 50 Prozent nicht über ausreichende sanitäre Anlagen verfügen.

Der Wasserbericht zeigt, daß die gegenwärtige Situation nicht nur eine Gefahr für das Leben von Menschen und die menschliche Entwicklung ist, sondern auch eine Bedrohung für die aquatischen und terrestrischen Ökosysteme, von denen das Leben auf der Erde weitgehend abhängt. “Es gibt klare und überzeugende Belege dafür, daß die Welt bei der Wasserversorgung auf lokaler und regionaler Ebene einer Reihe von quantitativen und qualitativen Problemen gegenübersteht, die sich ständig verschärfen. Diese Probleme sind vor allem auf schlechte Wasserzuteilung, auf Ressourcenverschwendung und auf den Mangel an angemessenem Management zurückzuführen“, stellt der Bericht fest.

Prognose für die Zukunft

Zwischen 1900 und 1995 ist der Wasserverbrauch um das Sechsfache angestiegen. Da ist mehr als das Doppelte der Zuwachsrate der Bevölkerung im gleichen Zeitraum. Es wird prognostiziert, daß die Weltbevölkerung von 5,7 Milliarden Menschen heute auf 8,3 Milliarden im Jahr 2025 und auf ungefähr 10 Milliarden im Jahr 2050 anwachsen wird. Das Ergebnis dieses Wachstums wirkt sich schon heute in der Konkurrenz um Wasser für Landwirtschaft, Privathaushalte und Industrie aus. Einige Schätzungen gehen davon aus, daß um die Jahrtausendwende, jeder Mensch in Afrika nur noch über ein Viertel der Wassermenge verfügen wird wie 1950, und daß es in Asien und Südamerika nur noch ein Drittel der Menge von 1950 sein wird. Die Situation verschlechtert sich noch durch Überflutungen und Dürren. Auch die langfristige Gefahr einer globalen Erwärmung wird vermutlich starke Auswirkungen auf die regionalen Wasserressourcen haben, mit häufigeren Überflutungen in einigen Gegenden und Dürren in anderen.

In einer begleitenden Studie zum Thema “Globaler Wandel und nachhaltige Entwicklung: Kritische Trends“ wird der enge Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wachstum, menschlicher Entwicklung und gutem Ressourcenmanagement untersucht und aufgezeigt, wo die sozio-ökonomische Entwicklung am stärksten von der Umweltzerstörung bedroht wird. Laut Studie sind die Perspektiven für nachhaltige Entwicklung nicht ermutigend, trotz sinkendem Weltbevölkerungswachstum, Steigerungen in der Nahrungsmittelproduktion und einer allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards. Die Fortschritte werden durch bestimmte negative Entwicklungen aufgehoben, wie z.B. Trinkwasserknappheit, Verlust von Waldflächen und produktiven, landwirtschaftlich nutzbaren Böden sowie dem Anstieg der Zahl vollkommen verarmter Menschen.

Was können Regierungen tun?

“Obwohl keine globale Katastrophe zu drohen scheint, ist es klar, daß ein Weitermachen wie bisher in naher Zukunft kaum zu einer nachhaltigen Entwicklung führen wird. Wir brauchen einen internationalen Konsens über den Ernst der Lage“, so der Wasserbericht. Die bisherigen Fakten zeigen, daß die Regierungen bei ihrer nationalen Planung dem Erhalt der Wasserressourcen großen Vorrang einräumen müssen. Die Studie zu den kritischen Entwicklungen empfiehlt den Regierungen, ihre jeweilige Politik an drei Schlüsselfaktoren zu orientieren: stärkere Investitionen in die Menschen; Förderung von sauberen und effizienten Technologien durch administrative und wirtschaftliche Anreize; und Nutzung der Möglichkeit, über die Preise verschwenderisches und zerstörerisches Konsumverhalten zu verändern.

Einige Länder, insbesondere in der Dritten Welt, haben nicht nur die Qualität ihres Wassers verbessert, sondern auch den Wasserverbrauch in Landwirtschaft, Industrie und Kommunen entscheidend gesenkt. Allerdings konnten diese positiven Entwicklungen, so der Wasserbericht, die generellen Trends in Richtung Wasserknappheit und Verschlechterung der Wasserqualität nicht umkehren.

Wasser kann auch der Beschäftigung dienen. So werden zum Beispiel durch die Versorgung mit Bewässerungstechnik Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten geschaffen, da die landwirtschaftliche Produktion ausgeweitet wird und Bewässerungsprojekte sehr arbeitsintensiv sind. Die Ergebnisse von vier Programmen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Marokko, Sudan, Indien und Madagaskar zeigen, daß durch die Anwendung von arbeitsintensiven Methoden oder mittleren Technologien zwischen 33 und 77 Prozent der investierten Mittel dafür genutzt werden können, Arbeiter zu bezahlen.

“Wasser – die Quelle des Lebens und der menschlichen Zivilisation – wird zu einem der wichtigsten Themen des 21.Jahrhunderts werden. Um die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen und um zu vermeiden, daß die wertvollste aller Ressourcen zum Auslöser von Konflikten wird, müssen kluge und weitsichtige Maßnahmen getroffen werden. Ein rationales und gerechtes Management des Wasserverbrauchs liegt letztendlich in unser aller Verantwortung“, betont UNESCO-Generaldirektor Federico Mayor in einer Botschaft zum Internationalen Tag des Wassers.

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Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.wmo.ch.