„Kairo + 5“: Sondertagung der UNO-Generalversammlung prüft Umsetzung der Bevölkerungs- und Entwicklungsstrategien

UNIC/186
Hintergrundinformation

Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung der vor fünf Jahren in Kairo beschlossenen Strategien für Bevölkerungs- und Entwicklungsfragen stehen im Mittelpunkt einer Sondertagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die vom 30. Juni bis 2. Juli in New York zusammentreten wird.

Politische Entscheidungsträger aus aller Welt werden auf diesem Forum die Durchführung des 1994 von der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung verabschiedeten Aktionsprogramms überprüfen und bewerten. Auf Beschluß der Generalversammlung soll dabei das in Kairo geschnürte Paket nicht wieder neu verhandelt werden. Die Kommission für Bevölkerungs- und Entwicklungsfragen, die als Vorbereitungsausschuß für die Sondertagung fungierte, war im März übereingekommen, sich auf die Ausarbeitung von Aktionsvorschlägen für die weitere Umsetzung des Aktionsprogramms in Kernbereichen zu beschränken. Als Grundlage dafür dienten ihr Empfehlungen des Generalsekretärs.

Der Fonds der Vereinten Nationen für Bevölkerungsfragen (UNFPA) hat in einer Reihe von Diskussionsveranstaltungen und technischen Tagungen seine zahlreichen Partner – Geberländer, UNO-Organisationen, Vertreter der Zivilgesellschaft darunter Nichtregierungsorganisationen und den privaten Sektor – in den Überprüfungsprozeß eingebunden. Die Ergebnisse dieser Beratungen wurden auf einem internationalen Forum vorgestellt, das vom 8. – 12. Februar in Den Haag stattfand. Das Haager Forum erbrachte zahlreiche aktionsorientierte Vorschläge, die UNFPA wichtige Richtlinien für die weitere Implementierung des Kairoer Aktionsprogramms gaben. Diese Vorschläge sind auch in den Bericht des Generalsekretärs an die Sondertagung eingeflossen. Vor dem Haager Treffen hatte bereits ein internationales Parlamentarierforum (4.- 6. Februar) sowie ein Jugend- und NRO-Forum (6.- 7. Februar) stattgefunden.

Die Sondertagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen soll

  • die bei der Umsetzung des Aktionsprogramms erzielten Fortschritte aber auch die dabei angetroffenen Hindernisse analysieren und Maßnahmen für die weitere Implementierung des Programms beschließen;
  • besondere Fragen beleuchten, wie etwa die Aufbringung bilateraler, multilateraler und eigenstaatlicher Mittel für Bevölkerungs- und Entwicklungsprogramme;
  • Prioritäten für künftige Maßnahmen festlegen; und
  • Regierungen sowie alle Partner des Programms auffordern, sich auf höchster politischer Ebene für die Erreichung der im Aktionsprogramm gesetzten Ziele einzusetzen.

Der Kairo-Konsens

Nach heftiger Debatte hatten sich mehr als 180 Staaten auf der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung (5. – 13. September 1994, Kairo) auf ein 115 Seiten starkes Dokument geeinigt, das in 16 Kapiteln einen 20-Jahres-Plan zur Förderung einer nachhaltigen, am Menschen orientierten Entwicklung und einer stabilen Weltbevölkerung sowie einen Prinzipienkatalog und konkrete Aktionsvorschläge enthielt.

Die in Kairo vertretenen Staaten akzeptierten, daß Bevölkerungsfragen ein zentrales Anliegen der Strategien für eine nachhaltige Entwicklung bilden müssen. Rasches Bevölkerungswachstum und hohe Fruchtbarkeitsraten bremsen die Entwicklung und verlängern die Armut. Sie machen es schwer für die Länder, sich auf ihre Zukunft zu konzentrieren, wenn alle Mittel zur Abdeckung der Grundbedürfnisse einer ständig steigenden Bevölkerungszahl aufgesogen werden.

Die Konferenz von Kairo setzte aber auch dem Konzept der „Bevölkerungskontrolle“ ein Ende. Sie erkannte, daß kleinere Familien und langsameres Bevölkerungswachstum nicht durch „Kontrollen“ sondern durch „freie Wahl“ erzielt werden. 30 Jahre Erfahrung haben gezeigt, daß die meisten Frauen, wenn sie tatsächlich frei wählen können, weniger Kinder bekommen als ihre Mütter. Freie Wahl, das heißt vor allem Zugang zur reproduktiven Gesundheitsvorsorge und Familienplanungsinformationen.

Die Agenda von Kairo legt auch größeres Schwergewicht auf die Ausbildung von Mädchen und Frauen. Das bedeutet: Mehr Führungsqualität, mehr Unterstützung in der Familie und in der Gemeinschaft für die freie Wahl der Frau, mehr aktive Frauen in der lokalen und nationalen Politik und in der Privatwirtschaft. Das bedeutet auch: Schutz der Rechte der Frau, Machtgleichstellung, Gleichheit und Gleichberechtigung.

Das Aktionsprogramm von Kairo ist ambitioniert aber durchaus praktikablel. Es fordert bis zum Jahr 2015:

  • den allgemeinen Zugang zu leistungsfähigen und erschwinglichen Dienstleistungen der reproduktiven Gesundheit, einschließlich Familienplanung und gesundem Sexualleben;
  • eine spürbare Senkung der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit;
  • weitreichende Maßnahmen zur Gewährleistung der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie der Machtgleichstellung der Frau;
  • den allgemeinen Zugang zur Grundschulausbildung; und
  • die Schließung der „Kluft zwischen den Geschlechtern“ im Schul- und Bildungswesen.

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Weitere Informationen erhalten Sie bei UNFPA, Tel.: (+1-212) 297-5023, Fax: (+1-212) 557-6416, im Medienzentrum der Sondertagung Tel.: (+1-212) 963-9611/9612/9613, auf der UNFPA Webseite im Internet unter http://www.unfpa.org/icpd/icpdmain.htm oder auf der UNO Webseite unter http://www.un.org/ga/popu/