Lebenserwartung hat weltweit um 20 Jahre zugenommen

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Auftakt zum Internationalen Jahr der Senioren 1999

NEW YORK, 1. Oktober 1998 — Eine dramatische Erhöhung des Lebensalters hat seit 1950 die Lebenserwartung weltweit um 20 Jahre ansteigen lassen. Heute beträgt sie im Durchschnitt 66 Jahre. Auch der Anteil der über 60jährigen an der Gesamtbevölkerung nahm zu. War 1950 nur jeder Dreizehnte älter als 60 Jahre, so ist es heute schon jeder Zehnte. In manchen Entwicklungsländern steigt die Zahl der älteren Menschen sogar rascher als in den Industriestaaten. Es gibt jedoch auffällige Unterschiede zwischen den Regionen: so ist z. B. jeder fünfte Europäer älter als 60 Jahre, in Afrika nur jeder Zwanzigste.

Die Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen – sie definiert „ältere Menschen“ als Personen, die das 60. Lebensjahr erreicht bzw. überschritten haben – stellt dazu fest:

  • Jeder zehnte Mensch ist heute 60 Jahre oder älter. Im Jahr 2050 wird jeder Fünfte, im Jahr 2150 jeder Dritte 60 Jahre oder älter sein.
  • Die älteren Menschen zieht es zunehmend in die Städte. Im Jahr 2000 wird der überwiegende Anteil der älteren Menschen (51%) in städtischen Regionen leben.
  • Selbst die älteren Menschen werden immer älter. Derzeit sind 11% der über 60jährigen 80 Jahre und älter. Im Jahr 2050 werden 27% der älteren Bevölkerung über 80 Jahre alt sein.
  • Die Mehrzahl der älteren Menschen (55%) sind Frauen; unter den über 80jährigen finden sich sogar 65% Frauen.

Die Auswirkungen der wachsenden Zahl älterer Menschen auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik sowie auf die Kultur der Gesellschaft stellen die Regierungen vor große Probleme. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1992 beschlossen, das Jahr 1999 als Internationales Jahr der Senioren zu begehen, mit dem Ziel, auf die raschen demographischen Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung weltweit aufmerksam zu machen, Diskussionen und Handlungsstrategien anzuregen, sowie Forschung und Informationsaustausch über diese Fragen zu fördern. Die Situation älterer Menschen und die Folgen für den Staatshaushalt jedes Landes erfordern rasche Analysen und Lösungsansätze.

Das Motto des Jahres “Eine Gesellschaft für alle Lebensalter“ lädt alle Generationen, alle gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen zur Teilnahme ein. Es will auch die Zusammenarbeit zwischen der Vielzahl der Akteure, der traditionellen wie der neuen, fördern. Auch die neuen Akteure – zu denen vor allem der private Sektor, die Medien, Jugendorganisationen und die Wissenschaft zählen – beginnen, ältere Menschen in ihre Programme einzubeziehen. Viele Regierungen und Kommunalbehörden sowie zwischenstaatliche und größere Nichtregierungsorganisationen haben schon Anlaufstellen eingerichtet und eigene Ausschüsse für das Internationale Jahr gebildet.

Auswirkungen des Wandels

Mit der sinkenden Fruchtbarkeitsrate in einigen Ländern sind andere Probleme aufgetreten. So hat beispielsweise das Internationale Zentrum für Langlebigkeit festgestellt, daß europäische Länder, die die niedrigste Geburtenrate haben, nach Möglichkeiten suchen, um ältere Menschen länger im Arbeitsprozeß zu halten, weil weniger junge Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Die abnehmende Zahl privater Pflegekräfte – vor allem seit mehr Frauen, die traditionell Pflegeaufgaben übernahmen, erwerbstätig wurden – hat überall zu Problemen geführt. Ein weiteres Problem ist die Absicherung des Einkommens von älteren Menschen, vor allem in traditionellen Gesellschaften, in denen früher die Familie und die Gemeinschaft für Pflege und Unterstützung gesorgt haben. Diese Fürsorgesysteme werden durch Verstädterung, Migration, Instabilität und bewaffnete Konflikte zunehmend in Frage gestellt.

Was tun die Vereinten Nationen für die älteren Menschen?

Schon 1948 befaßten sich die Vereinten Nationen auf Grund einer Initiative Argentiniens erstmals mit der Frage des Alterns. 1969 wurde das Thema von Malta erneut aufgegriffen. In der Erkenntnis, daß das zunehmende Lebensalter zu einer der großen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts werden würde, beriefen die Vereinten Nationen 1982 in Wien die Weltversammlung zur Frage des Alterns ein. Noch im selben Jahr billigte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Internationalen Aktionsplan zur Frage des Alterns, der sich eingehend mit den weitreichenden Auswirkungen des Alterns auf das Leben des Einzelnen und die Gesellschaft beschäftigte. In 62 Empfehlungen umriß der Aktionsplan Maßnahmen zur Lage der älteren Menschen.

1990 hat die Generalversammlung den 1. Oktober zum „Internationalen Tag der älteren Menschen“ erklärt, der im darauffolgenden Jahr erstmals begangen wurde.

1991 verabschiedete die Generalversammlung „Grundsätze der Vereinten Nationen für ältere Menschen“. Die darin enthaltenen Empfehlungen gliedern sich in fünf Themenbereiche: Unabhängigkeit, Teilnahme, Pflege, Selbstverwirklichung und die Würde älterer Menschen.

1992 hat die Generalversammlung mit der „Erklärung über das Altern“ eine Richtschnur für konkrete Maßnahmen angenommen, die auf globaler Ebene zur Unterstützung regionaler, nationaler und lokaler Aktivitäten ergriffen werden müssen. Die Proklamation ruft zu Partnerschaften zwischen den verschiedenen, auf diesem Gebiet in der Gesellschaft tätigen Akteuren auf, zu denen Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Bildungseinrichtungen und der private Sektor gehören, um sicherzustellen, daß die Bedürfnisse der älteren Menschen angemessen berücksichtigt werden. Die Proklamation sprach sich auch für die Begehung eines Internationalen Jahres der Senioren im Jahre 1999 aus.

Diese Aktivitäten sollen die Probleme und Sorgen der älteren Menschen in das allgemeine Bewußtsein aller Altersgruppen rufen und nach langfristigen Lösungen suchen. Dabei soll unter anderem Aktives Altern propagiert, die Entwicklung adäquater Pflegeprogramme gefördert, auf die Situation älterer Frauen hingewiesen und die Jugend auf ihre zukünftige Verantwortung vorbereitet werden.

Da laut Prognose im Jahr 2150 jeder dritte Mensch älter als 60 Jahre sein wird, fordern die Vereinten Nationen dazu auf, über das Jahr 1999 hinaus zu planen und langfristige Prioritäten zu setzen. Ihr Appell richtet sich an eher nichttradionelle Akteure wie Entwicklungshilfeprogramme, Medien, den privaten Sektor und die Jugend, im Bereich der Forschung und des Informationsausstauschs weltweit zusammenzuarbeiten.

Geber- und Empfängerländer werden in der Proklamation von 1992 aufgerufen, auch alte Menschen in ihren Programmen zu berücksichtigen. Die Medien sollen ihrer wichtigen Rolle bei der Thematisierung dieser Fragen in der öffentlichen Diskussion gerecht werden und der private Sektor wird aufgefordert, weitreichende und praktische Partnerschaften mit den Vereinten Nationen zu unterstützen. Die Jugend schließlich wird als die wichtigste Zielgruppe für die Vorbereitung auf die späteren Lebensphasen und für die Zusammenarbeit mit der älteren Generation bei der Schaffung eines Gleichgewicht zwischen überlieferten Traditionen und wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Erneuerung gesehen.

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Weitere Informationen zum Internationalen Jahr der Senioren 1999 sind erhältlich bei:

Alexander Sidorenko
Focal Point for Ageing,
Department of Economic and Social Affairs
United Nations
2, United Nations Plaza
New York, N.Y. 10017
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