Neuer UN-Bericht zur globalen Nahrungsmittelkrise: Eine Viertelmilliarde Menschen betroffen

© WFP/PATRICK MWANGI
© WFP/PATRICK MWANGI

Das Global Network Against Food Crises (GNAFC) – ein internationales Bündnis, bestehend aus den Vereinten Nationen, der Europäischen Union, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, das sich gemeinsam für die Bekämpfung von Nahrungsmittelkrisen einsetzt – hat gestern den vom Food Security Information Network (FSIN) verfassten globalen Bericht zur Nahrungsmittelkrise 2023 vorgestellt.

Die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind und dringend humanitäre Hilfe in Form von Nahrungssicherheit benötigen, ist im untersuchten Jahr 2022 das vierte Jahr in Folge gestiegen, so die Zahlen des Berichts. Eine Viertelmilliarde Menschen – also rund 258 Millionen Menschen in 58 Ländern – seien von akutem Hunger auf Krisenniveau betroffen. In sieben Ländern stünden Menschen am Rande eines Hungertodes.

UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete den Bericht als „eine vernichtende Anklage gegen das Versagen der Menschheit“. Die Menschheit habe es versäumt, Fortschritte bei der Verwirklichung des zweiten Ziels für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu machen, nämlich den Hunger zu beenden und Ernährungssicherheit für alle zu erreichen.

Mehr als 40 Prozent der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, lebe nach Angaben des Berichts in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Teilen von Nigeria und im Jemen. In 30 der 42 in dem Bericht untersuchten großen Ernährungskrisen seien mehr als 35 Millionen Kinder unter fünf Jahren unter- oder akut mangelernährt.

Gründe dafür seien Konflikte, extreme Wetterereignisse, die wirtschaftlichen Auswirkungen der СOVID-19-Pandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine, so das Welternährungsprogramm (WFP), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das Kinderhilfswerk (UNICEF) mit ihren Partnern bei der gestrigen Vorstellung des Berichts.

Die Verfasser des Berichts rufen zu einem Paradigmenwechsel auf, der darauf abzielen soll, die zugrundeliegenden Ursachen von Ernährungskrisen zu bekämpfen, anstatt erst auf ihre Auswirkungen zu reagieren. Dies erfordere innovative Ansätze und eine bessere Koordinierung zwischen internationalen Organisationen, Regierungen, dem Privatsektor, regionalen Organisationen, der Zivilgesellschaft und den Gemeinschaften, so das Global Network Against Food Crises.

Der Fokus müsse auf Maßnahmen einer wirksameren humanitären Hilfe liegen, einschließlich vorausschauender Maßnahmen und schockresistenter Sicherheitsnetze. Aus entwicklungspolitischer Sicht sei es von größter Bedeutung, die Kerninvestitionen zu erhöhen, um die Ursachen von Ernährungskrisen und Unterernährung bei Kindern adäquat bekämpfen zu können.

„Diese Krise erfordert einen grundlegenden, systemischen Wandel. Dieser Bericht macht deutlich, dass Fortschritte möglich sind. Wir verfügen über die Daten und das Know-how, um eine widerstandsfähigere, integrativere und nachhaltigere Welt zu schaffen, in der der Hunger keine Heimat hat – unter anderem durch stärkere Ernährungssysteme und massive Investitionen in Ernährungssicherheit für alle Menschen, egal wo sie leben“, so Guterres.