Guterres bei Finanzgipfel in Paris: Finanzsystem muss globale Gerechtigkeit ermöglichen

UN-Generalsekretär António Guterres hat vom 22. und 23. Juni in Paris beim „Gipfel für einen neuen globalen Finanzierungspakt“ teilgenommen, um sich für eine Reform des internationalen Finanzsystems einzusetzen. Rund 40 Staats- und Regierungschefs sowie internationale Organisationen und Entwicklungsbanken waren in Paris.

Das globale Finanzsystem, das rund 300 Billionen Dollar an Finanzvermögen verwaltet, sei nicht mehr zweckmäßig, so Guterres in seiner Rede vor den Delegierten. Multiple Krisen würden sich verstärken und die Schocks für Entwicklungsländer verschärfen – zum großen Teil aufgrund eines ungerechten globalen Finanzsystems, das kurzfristig und krisenanfällig sei.

Entwicklungsländer würden unter der hohen Verschuldung und den exorbitanten Kreditkosten, die sie an der Wiederbelebung ihrer Wirtschaft hindern würden, leiden, erklärte Guterres.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen forderte einen Schuldenerlassmechanismus, der Zahlungsaussetzungen, längere Kreditlaufzeiten und niedrigere Zinssätze unterstütze, um die Kreditaufnahme für ärmere Länder erschwinglicher zu machen, sowie einen verbesserten Zugang zu Liquidität für Entwicklungsländer über die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds. Zusammengenommen könnten diese Schritte dazu beitragen, Armut und Hunger zu bekämpfen, den Entwicklungs- und Schwellenländern Auftrieb zu geben und Investitionen in Gesundheit, Bildung und Klimaschutz zu unterstützen, sagte er und betonte, dass die Maßnahmen einen „Riesensprung in Richtung globaler Gerechtigkeit“ ermöglichen würden.

Guterres erklärte, dass die internationale Finanzarchitektur, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, „in ihrer Aufgabe, ein globales Sicherheitsnetz für die Entwicklungsländer zu schaffen, gescheitert ist. Sie spiegelt im Wesentlichen, wenn auch mit einigen Änderungen, die politische und wirtschaftliche Machtdynamik der damaligen Zeit wider“ – als drei Viertel der heutigen Nationen in Bretton Woods noch nicht am Tisch saßen. „Fast 80 Jahre später ist die globale Finanzarchitektur überholt, dysfunktional und ungerecht. Sie ist nicht mehr in der Lage, den Anforderungen der Welt des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden: einer multipolaren Welt, die durch stark integrierte Volkswirtschaften und Finanzmärkte gekennzeichnet ist. Aber auch geprägt von geopolitischen Spannungen und wachsenden systemischen Risiken.“

Eine Finanzarchitektur, die der heutigen Welt nicht gerecht werde, würde Gefahr laufen, in einer Welt, in der die Geopolitik selbst ein Faktor der Fragmentierung ist, zu eigener Fragmentierung zu führen, so Guterres.

Der Gipfel endete ohne neue gemeinsame Verpflichtungen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte schon vor dem Gipfel bekräftigt, dass keine Einigungen zu erwarten seien. Vielmehr ginge es um Austausch auf internationaler Ebene. Man sei sich einig, dass die internationale Finanzarchitektur reformiert werden müsse, sagte Macron. Es sei ein Konsens gefunden worden, dass dafür das weltweite Finanzsystem effizienter und gerechter gemacht werden müsse.