Botschaft zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, 27. Januar 2022

UN-Generalsekretär António Guterres: Heute gedenken wir der sechs Millionen jüdischen Männer, Frauen und Kinder, die im Holocaust umgekommen sind, der Roma und Sinti und der unzähligen weiteren Opfer des beispiellosen Schreckens und der kalkulierten Grausamkeit des Holocaust.

Der Holocaust hat die Vereinten Nationen in ihren Anfängen geprägt.

Selbst ihr Name geht auf die Bezeichnung für die Allianz zurück, die gegen das Naziregime und seine Verbündeten kämpfte.

Während das Konzentrationslager Dachau befreit wurde, entstand in San Francisco die Charta der Vereinten Nationen.

Die Vereinten Nationen müssen im Kampf gegen den Antisemitismus und alle anderen Formen der religiösen Intoleranz und des Rassismus immer an vorderster Front stehen.

Heute beobachten wir mit Besorgnis, wie Fremdenfeindlichkeit und Hass erneut um sich greifen.

Auch der Antisemitismus – die älteste und hartnäckigste Form der Stereotypisierung – nimmt wieder zu.

Immer häufiger wird versucht, den Holocaust zu verharmlosen oder schlichtweg zu leugnen.

Keine Gesellschaft ist vor Unvernunft oder Intoleranz gefeit.

Wir dürfen niemals vergessen, dass der Holocaust hätte verhindert werden können. Die verzweifelten Hilferufe der Opfer stießen auf taube Ohren. Nur wenige erhoben ihre Stimme und nur wenige hörten zu. Noch weniger übten sich in Solidarität.

Nur wenn wir die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten, können wir die Zukunft sichern.

Wer Hass stillschweigend hinnimmt, macht sich mitschuldig.

Verpflichten wir uns heute darauf, dem Leiden anderer niemals gleichgültig gegenüberzustehen und die Vergangenheit niemals zu vergessen oder zuzulassen, dass sie in Vergessenheit gerät.

Versichern wir, stets wachsam zu sein und die Menschenrechte und die Menschenwürde aller zu wahren.

Ich danke Ihnen.