KI-Gipfel in London: UN-Generalsekretär Guterres fordert Einklang der KI-Governance mit UN-Charta

UN-Generalsekretär António Guterres hat auf dem KI-Sicherheitsgipfel in London am 02. November gefordert, dass die Grundsätze für die Steuerung der künstlichen Intelligenz (KI) auf der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beruhen müssen.

Auf der zweitägigen Veranstaltung, die von der britischen Regierung ausgerichtet wurde, kamen internationale Regierungen, führende KI-Unternehmen, zivilgesellschaftliche Gruppen und Forschungsexperten zusammen, um die Risiken von KI zu erörtern und zu beraten, wie sie durch international koordinierte Maßnahmen gemildert werden könnten.

In seiner Rede am zweiten Tag des Gipfels warnte UN-Generalsekretär Guterres, dass die Geschwindigkeit und die Reichweite der heutigen KI-Technologien beispiellos seien und dass die vielfältigen damit verbundenen Risiken neue Lösungen erforderten.

Neue Vereinbarung zur KI-Sicherheit

28 Länder, sowie die Europäische Union, einigten sich auf die sogenannte Bletchley-Erklärung zur KI-Sicherheit, die „ein gemeinsames Verständnis der Chancen und Risiken der KI“ festlegt. Die Länder seien sich einig gewesen, „dass es dringend notwendig ist, die potenziellen Risiken zu verstehen und gemeinsam zu bewältigen, und zwar durch eine neue gemeinsame globale Anstrengung, um sicherzustellen, dass KI auf sichere und verantwortungsvolle Weise zum Nutzen der Weltgemeinschaft entwickelt und eingesetzt wird“.

Drei KI-Governance-Aktionsbereiche

UN-Generalsekretär António Guterres skizzierte in seiner Erklärung drei Aktionsbereiche, um die wachsende Kluft zwischen KI und ihrer Steuerung zu überwinden.

Erstens fordere er Rahmenbedingungen, um den Risiken der Veröffentlichung leistungsstarker KI-Modelle zu begegnen.

Der zweite Aktionsbereich des Generalsekretärs umfasse die möglichen langfristigen negativen Folgen der KI. Arbeitsmärkte und Volkswirtschaften könnten gestört werden; es könne zu einem Verlust an kultureller Vielfalt kommen, weil Algorithmen Vorurteile und Stereotypen aufrechterhalten; und geopolitische Spannungen könnten zunehmen, wenn sich KI auf einige wenige Länder und Unternehmen konzentriere.

„Längerfristige Schäden umfassen die potenzielle Entwicklung gefährlicher neuer KI-gestützter Waffen, die böswillige Kombination von KI mit Biotechnologie und die Bedrohung von Demokratie und Menschenrechten durch KI-gestützte Fehlinformationen, Manipulation und Überwachung“, fügte Guterres hinzu und forderte Rahmenwerke zur Überwachung und Analyse dieser Trends.

Schließlich wies er darauf hin, dass KI ohne sofortiges Handeln die enormen Ungleichheiten, die die Welt bereits jetzt plagen würden, noch verschärfen werde. Einem kürzlich erschienenen Bericht von Oxford Insights zufolge, gehöre etwa kein afrikanisches Land zu den 50 Ländern, die am besten auf KI vorbereitet seien.

Künstliche Intelligenz habe dennoch ein enormes Potenzial, betonte Guterres. Sie könne Regierungen bei Haushaltsplanungen, Unternehmen bei der Expansion, Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftlern bei der Vorhersage von Dürren und Stürmen sowie Menschen beim Zugang zu lebenswichtiger Gesundheitsversorgung und Bildung helfen. Sie könne auch ein Beschleuniger für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sein.

„Damit dies geschehen kann, muss jedes Land und jede Gemeinschaft Zugang zu KI haben – und zu der dafür erforderlichen digitalen und Dateninfrastruktur“, sagte Guterres und forderte „systematische Anstrengungen“, um die Tatsache zu ändern, dass KI-Technologien derzeit auf einige wenige Länder und Unternehmen beschränkt seien.

Eine globale Anstrengung

Um Inkohärenz und Lücken in der Governance zu vermeiden, forderte der Generalsekretär eine globale KI-Aufsicht und betonte, dass die Vereinten Nationen „eine integrative, gerechte und universelle Plattform für die Koordinierung der KI-Governance sind“.

Letzte Woche kündigte Guterres die Einrichtung eines KI-Beratungsgremiums an, das globale Experten aus Regierungen, Unternehmen, der Tech-Community, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft zusammenbringt. Ende 2023 werde das Beratergremium einen Bericht mit vorläufigen Empfehlungen in drei Bereichen vorlegen: Stärkung der internationalen Zusammenarbeit bei der KI-Governance, Schaffung eines wissenschaftlichen Konsenses über Risiken und Herausforderungen und Nutzung von KI für die gesamte Menschheit.

Diese Empfehlungen würden in den Global Digital Compact einfließen, der Staats- und Regierungschefs auf dem Zukunftsgipfel im September 2024 zur Annahme vorgeschlagen werde.

„Wir brauchen eine einheitliche, nachhaltige, globale Strategie, die auf Multilateralismus und der Beteiligung aller Akteure beruht. Die Vereinten Nationen sind bereit, ihren Teil dazu beizutragen“, schloss UN-Generalsekretär Guterres.