Reaktionsplan der Vereinten Nationen: 445 Millionen Dollar für Krise im Sudan

© UNHCR/Colin Delfosse
© UNHCR/Colin Delfosse

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und seine Partner haben gestern einen regionalen Reaktionsplan vorgelegt, um die voraussichtlich 860.000 Menschen, die vor den Kämpfen im Sudan in die Nachbarländer fliehen werden, unterstützen zu können.

Die erforderliche Summe, um auf die humanitäre Krise zu reagieren, würde sich nach Schätzungen auf 445 Millionen Dollar belaufen, appellierte das UN-Flüchtlingshilfswerk, das mit der Notfallplanung für fliehende Menschen in die an den Sudan angrenzende Länder befasst ist. Die Mittel würden für die unmittelbare Unterstützung im Tschad, Südsudan, Ägypten, Äthiopien und der Zentralafrikanischen Republik eingesetzt werden. Ein detaillierter Plan werde nächste Woche vorgestellt.

Mehr Hilfe notwendig

„UNHCR und seine Partner haben Nothilfeteams vor Ort und helfen den Behörden mit technischer Unterstützung, der Registrierung der Neuankömmlinge, der Überwachung des Schutzes und bei der Verstärkung der Aufnahme, um sicherzustellen, dass dringende humanitäre Bedürfnisse erfüllt werden“, sagte der stellvertretende UNHCR-Hochkommissar für das Operative, Raouf Mazou. Es sei nur der Anfang, „es wird dringend mehr Hilfe benötigt.“

UNHCR habe den regionalen Reaktionsplan gemeinsam mit 134 Partnern erstellt, darunter UN-Schwesterorganisationen, nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft.

Die vorläufige Schätzung von 860.000 fliehenden Menschen setze sich aus der Annahme zusammen, dass etwa 580.000 Menschen sudanesischer Nationalität, 235.000 zurückgekehrte Flüchtlinge, die zuvor vom Sudan aufgenommen wurden und diesen nun unter widrigen Bedingungen verlassen werden, und 45.000 Flüchtlinge anderer Nationalitäten fliehen werden. Es werde erwartet, dass die meisten Menschen nach Ägypten und Südsudan strömen.

UNHCR habe ein Datenportal eingerichtet, das täglich über die Ankunft von Flüchtlingen und Rückkehrern in die Nachbarländer informiere.

Der regionale Reaktionsplan sehe vor, die Aufnahmeländer dabei zu unterstützen, den Zugang zu Asyl, lebensrettender humanitärer Hilfe und spezialisierten Diensten für die am stärksten gefährdeten Menschen zu gewährleisten.

„Wir brauchen dringend rechtzeitig neue Finanzmittel, um auf den wachsenden Bedarf zu reagieren“, so Mazou. „Der Bedarf ist enorm, und die Herausforderungen sind zahlreich. Wenn die Krise anhält, werden Frieden und Stabilität in der gesamten Region auf dem Spiel stehen.“

Schwangerschaften halten nicht an

Die UN-Organisation für reproduktive Gesundheit (UNFPA) nannte die Situation im Sudan lebensbedrohlich, denn während die Versorgung mit Hilfsgütern und Dienstleistungen im Land zum Erliegen käme, würden Schwangerschaften nicht anhalten.

UNFPA habe rund 90 Hebammen ausgebildet, die schwangeren Frauen in der Hauptstadt Khartum helfen würden, sicher zu entbinden – hauptsächlich zu Hause.

Etwa 61 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in Khartum seien geschlossen, nur 16 Prozent würden normal arbeiten, was Millionen von Menschen betreffe.

Dutzende Angriffe auf Krankenhäuser, medizinisches Personal und Krankenwagen sowie weit verbreitete Plünderungen von ohnehin knappen medizinischen Gütern, Wasser, Treibstoff und Strom habe den Gesundheitssektor an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, so UNFPA und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die Situation könnte sich für die geschätzt 219.000 schwangeren Frauen und Mädchen, allein in Khartum, als lebensbedrohlich erweisen, da es keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten wie der Schwangerenvorsorge gebe und Babys nicht in Sicherheit entbunden werden könnten.