AKW in Ukraine: IAEA-Chef prangert „Selbstgefälligkeit“ der internationalen Gemeinschaft an

Die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach Berichten der bisher schwersten Raketenangriffen auf die Ukraine mitgeteilt, dass das Atomkraftwerk Saporischschja erneut auf Notstromaggregate umgeschaltet werden musste. Die gesamte Stromversorgung sei zuvor ausgefallen.

Es sei das erste Mal seit November 2022, dass die Anlage ohne Strom gewesen sei – aber bereits das sechste Mal seit der russischen Invasion, sagte Rafael Grossi, Chef der IAEA, in einer Erklärung.

Grossi erklärte, dass die AKW-Anlage seit den ersten Tagen der Invasion im vergangenen Jahr von russischen Streitkräften besetzt sei, IAEA-Experten dort stationiert seien und ukrainische Zivilisten die Anlage unter Aufsicht des russischen Militärs weiter betreiben würden.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte am Mittwoch bei seinem Besuch in Kiew „die vollständige Entmilitarisierung des gesamten Gebiets um Saporischschja“.

IAEA-Chef Grossi warnte gestern eindringlich: „Jedes Mal würfeln wir neu. Und wenn wir dies immer wieder zulassen, wird uns eines Tages das Glück verlassen“.  Ergänzend sagte er, dass „genug Diesel für 15 Tage“ vor Ort sei, um den „wesentlichen Bedarf“ des Kraftwerks zu decken. Die Situation in Europas größtem Atomkraftwerk sei aber weiterhin kritisch.

In einem Appell zur Lösung des Konflikts und zur Gewährleistung der Sicherheit der ukrainischen Nuklearinfrastruktur, prangerte Grossi die „Selbstgefälligkeit“ der internationalen Gemeinschaft an.

Die Internationalen Atomenergiebehörde  werde weiter ukrainische und russische Behörden konsultieren, um eine mögliche nukleare Katastrophe abzuwenden.