„Frauen und Mädchen müssen im Mittelpunkt des Wiederaufbaus stehen“, so Guterres

UN-Generalsekretär António Guterres: Erklärung über Auswirkungen von Covid-19 auf Frauen, New York, 9. April 2020

Die COVID-19-Pandemie betrifft jede/n, überall.

Aber sie betrifft verschiedene Gruppen von Menschen unterschiedlich und vertieft die bestehenden Ungleichheiten.

Erste Daten deuten darauf hin, dass die Mortalitätsraten von COVID-19 bei Männern möglicherweise höher sind. Die Pandemie hat jedoch verheerende soziale und wirtschaftliche Folgen für Frauen und Mädchen.

Heute legen wir einen Bericht vor, der aufzeigt, wie COVID-19 die begrenzten Fortschritte, die bei der Gleichstellung der Geschlechter und den Frauenrechten erzielt wurden, rückgängig machen könnte – und der Empfehlungen enthält, wie die Führungsrolle und die Beiträge von Frauen in den Mittelpunkt der Widerstandsfähigkeit und des Wiederaufbaus gestellt werden können.

Nahezu 60 Prozent der Frauen auf der ganzen Welt arbeiten in der informellen Wirtschaft, verdienen weniger, sparen weniger und sind einem größeren Armutsrisiko ausgesetzt.

Mit dem Rückgang der Märkte und der Schließung von Unternehmen sind Millionen von Frauenarbeitsplätzen verschwunden.

Gleichzeitig hat die unbezahlte Betreuungsarbeit von Frauen mit dem Verlust der bezahlten Beschäftigung aufgrund von Schulschließungen und den gestiegenen Bedürfnissen älterer Menschen exponentiell zugenommen.

Diese Strömungen stoßen aufeinander wie nie zuvor, und verringern die Rechte und Chancen von Frauen.

Verlorener Fortschritt braucht Jahre, um wieder aufzuholen. Mädchen im Teenageralter, die nicht zur Schule gehen, kehren vielleicht nie wieder zurück.

Ich fordere die Regierungen dringend auf, Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen zum Wiederaufbau nach COVID-19 zu stellen.

Das beginnt mit der Ernennung von Frauen als Führungspersönlichkeiten mit gleichberechtigter Vertretung und Entscheidungsbefugnis.

Maßnahmen zum Schutz und zur Stimulierung der Wirtschaft, von Geldtransfers bis hin zu Krediten und Darlehen, müssen auf Frauen ausgerichtet sein.

Die sozialen Sicherheitsnetze müssen ausgebaut werden.

Unbezahlte Pflegearbeit muss als wichtiger Beitrag zur Wirtschaft anerkannt und geschätzt werden.

Die Pandemie hat auch zu einer erschreckenden Zunahme der Gewalt gegen Frauen geführt.

Fast jede fünfte Frau weltweit hat im vergangenen Jahr Gewalt erlebt. Viele dieser Frauen sind jetzt zu Hause bei ihren Tätern gefangen und kämpfen um Zugang zu Diensten, die derzeit gekürtzt und eingeschränkt werden.

Dies war die Grundlage für meinen Appell an die Regierungen Anfang dieser Woche, dringend Maßnahmen zum Schutz von Frauen und zum Ausbau von Unterstützungsdiensten zu ergreifen.

COVID-19 stellt nicht nur die globalen Gesundheitssysteme in Frage, sondern stellt auch unsere gemeinsame Menschlichkeit auf die Probe.

Die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen sind von entscheidender Bedeutung, um diese Pandemie gemeinsam zu überstehen, sich schneller zu erholen und eine bessere Zukunft für alle aufzubauen.