Afghanistan: 270.000 neu Vertriebene in diesem Jahr, warnt UNHCR

Die sich verschlechternde Sicherheitslage in ganz Afghanistan infolge des Abzugs ausländischer Truppen und des Vorrückens der Taliban hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) seit Januar schätzungsweise 270.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben.

Um Menschen mit akuten Bedürfnissen zu helfen, haben UNHCR und Partner neu vertriebenen Afghanen Notunterkünfte, Nahrung, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Bargeld zur Verfügung gestellt, obwohl der Zugang zu schutzbedürftigen Gruppen noch viele Herausforderungen bereitet.

Nach Angaben der UN-Hilfsmission in Afghanistan, UNAMA, stieg die Zahl der zivilen Opfer im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29 Prozent. Zu den Zielpersonen gehörten immer mehr Frauen und Kinder.

„Die Widerstandsfähigkeit des afghanischen Volkes wurde durch anhaltende Konflikte,  Vertreibungen, die Auswirkungen von COVID-19, wiederkehrende Naturkatastrophen, einschließlich Dürre, und zunehmender Armut an die Grenzen getrieben“, sagte UNHCR-Sprecher Babar Baloch.

Rund 65 Prozent der afghanischen Bevölkerung – innerhalb und außerhalb Afghanistans – sind Kinder und Jugendliche. Das Scheitern eines Friedensabkommens zwischen den Taliban und der Regierung zur Eindämmung der gegenwärtigen Gewalt werde zu weiteren Vertreibungen innerhalb des Landes sowie in die Nachbarländer und darüber hinaus führen, warnte Baloch.

Iran und Pakistan beherbergen fast 90 Prozent der vertriebenen Afghanen – insgesamt mehr als zwei Millionen registrierte afghanische Flüchtlinge. Beide Länder haben afghanischen Flüchtlingen Zugang zu Schutz sowie Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen durch nationale Systeme gewährt. „Ihre Gastfreundschaft und integrative Politik über Jahrzehnte und Generationen hinweg darf nicht als selbstverständlich angesehen werden“, sagte er.

„UNHCR begrüßt die Zusage der jeweiligen Regierungen, angesichts der globalen gesundheitlichen und sozioökonomischen Herausforderungen von COVID-19 Zugang zu Asyl zu gewähren. Wir sind bereit, die humanitäre Hilfe für alle Gastländer im Falle zusätzlicher Ankünfte zu verstärken.“