Gewalt gegen Frauen in Corona-Krise stark gestiegen

Vielen Millionen Frauen weltweit wird einem UN-Bericht zufolge die freie Entscheidung über ihren eigenen Körper verwehrt. Nur 55 Prozent der Frauen in 57 untersuchten ärmeren Ländern können beispielsweise selbstständig entscheiden, mit wem sie Sex haben, ob sie verhüten und medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Weltbevölkerungsbericht des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA.

Allen anderen wird eine freie Entscheidung in einem oder mehrerer dieser Bereiche verwehrt. Das sei empörend, sagte UNFPA-Chefin Natalia Kanem. Der Bericht befasst sich in diesem Jahr vor allem mit der körperlichen Selbstbestimmung und Unversehrtheit von Mädchen und Frauen. „Im Kern sind damit hunderte Millionen Frauen und Mädchen nicht die Besitzerinnen ihrer eigenen Körper. Ihre Leben werden von anderen Menschen beherrscht“, prangerte Kanem an.

Dem Bericht zufolge sind seit Beginn der Corona-Pandemie auch mehr Frauen und Mädchen als je zuvor von geschlechtsspezifischer Gewalt und schädlichen Praktiken wie Frühverheiratung bedroht. Dazu führten unter anderem pandemiebedingte Schulschließungen.

Einen dramatischen Anstieg verzeichneten die Autoren des Berichts auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung: Nach UNFPA-Schätzungen könnte es im Zuge der Corona-Pandemie zu bis zu zwei Millionen zusätzlichen Fällen von weiblicher Genitalverstümmelung kommen. Die Erfolge bei der Beseitigung dieser Praxis könnten demnach bis 2030 um ein Drittel zurückgeworfen werden.