UN-Weltflüchtlingsbericht So viele Vertriebene wie nie zuvor

Die Zahl der Vertriebenen hat sich weltweit innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt – auf einen Höchststand. Die Vertreibung schreite schneller voran, als Lösungen für Flüchtlinge gefunden werden, heißt es im neuen Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Knapp 90 Millionen Menschen waren Ende 2021 auf der Flucht – so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, heißt es im neuen Weltflüchtlingsbericht der Vereinten Nationen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Vertriebenen verdoppelt, und sie steigt weiter an: Das UNHCR geht von mittlerweile 100 Millionen Geflüchteten aus.

In vielen Ländern, in denen seit Jahren Krieg, Gewalt und Verfolgung herrschen, ist die Lage in den letzten Monaten nochmals schlimmer geworden – dazu kommt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Er sei nicht optimistisch und befürchte einen sehr langen Konflikt, sagt Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. Zudem wirke sich der Ukraine-Krieg auch negativ auf die humanitäre Hilfe in anderen Ländern aus.

„Was wir in der Ostukraine sehen, ist sehr brutal und sehr furchteinflößend“, sagte Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Es sei aber fatal, wenn das Augenmerk nur auf die Ukraine gerichtet sei. Es fehlten riesige Geldsummen, um Menschen in anderen Erdteilen zu helfen. Er nannte unter anderem Spannungen in West- und Ostafrika, im Mittleren Osten, die Lage der aus Myanmar vertriebenen Rohingya und die Situation in Südamerika, wo viele Länder Flüchtende aus Venezuela aufgenommen haben.

Die Ukraine-Krise habe gezeigt, dass mit politischem Willen viele Menschen aufgenommen werden könnten. Regierungen müssten etwas dagegen tun, wenn Flüchtlinge als Menschen dargestellt werden, die der Bevölkerung nur Arbeitsplätze wegnehmen.

Geschwindigkeit und Ausmaß der Vertreibung sind größer als die Möglichkeit, Lösungen für die Vertriebenen zu finden, also etwa Rückkehr, Härtefallaufnahme oder lokale Integration, heißt es im Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks. Die einzige Lösung für die Flüchtlingskrise könne internationale Zusammenarbeit sein, aber genau da hat sich, so UN-Hochkommissar Grandi, die Situation ebenfalls massiv verschlechtert.