Afghanistan: UN-Behörden fordern Taliban auf, ihr Versprechen zu halten, Menschen zu schützen

Die afghanische Zivilbevölkerung trägt weiterhin die Hauptlast der Taliban-Übernahme in dem Land. Laut UN-Behörden sind die humanitären Bedürfnisse der neu vertriebenen Bevölkerung kritisch. Rund 18 Millionen Menschen im Land brauchen Hilfe und jedes dritte Kind wird in diesem Jahr voraussichtlich schwer unterernährt sein, sagte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.

Der Leiter für Feldoperationen und Notfälle von UNICEF, Mustapha Ben Messaoud, berichtete aus der Hauptstadt Kabul, hungrige Säuglinge gesehen zu haben, von denen einige nach Zusammenstößen zwischen den neuen Machthabern des Landes und den afghanischen Sicherheitskräften schreckliche Wunden hatten.

In Kabul, sagte Ben Messaoud, habe sich die Situation „verbessert“, obwohl mobile Gesundheitsteams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den letzten Tagen aufgrund des hohen Risikos gezwungen waren, den Betrieb einzustellen. „Dort besteht ein großer Bedarf, dem wir nachkommen müssen“, fügte der UNICEF-Beamte hinzu.

Auch das ohnehin fragile Gesundheitssystem ist stark beansprucht, da es „mitten in der COVID-19-Pandemie mit einem Mangel an lebenswichtigen medizinischen Gütern und Geräten konfrontiert ist“, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic.

Der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros OHCHR, Rupert Colville, betonte: „In den letzten Wochen wurden erschreckende Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Rechte von Einzelpersonen, insbesondere von Frauen und Mädchen, erfasst. Solche Meldungen werden weiterhin entgegengenommen. Leider ist der Informationsfluss vorerst erheblich gestört und wir waren nicht in der Lage, die Vorwürfe zu überprüfen.“

Colville beschrieb am Montag auch „verzweifelte Szenen“ am Flughafen von Kabul. Videos in den sozialen Medien zeigten, wie sich verzweifelte Männer an ein Flugzeug der US-Luftwaffe klammerten, als es die Hauptstadt verlassen wollte.