UNICEF-Bericht: Millionen von Kindern erhalten keine lebensrettenden Routineimpfungen

Das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) hat einen neuen Bericht (The State of the World’s Children 2023) zur globalen Gesundheitslage von Kindern veröffentlicht. 67 Millionen Kinder hätten zwischen 2019 und 2021 eine oder mehrere wichtige Impfungen verpasst, was sie anfällig für eine Reihe vermeidbarer Krankheiten mache.

Grund dafür seien Störungen durch die COVID-19-Pandemie, bewaffnete Konflikte und ein schwindendes Vertrauen in Impfstoffe. UNICEF stelle fest, dass die Durchimpfungsraten in 112 Ländern während der Pandemie gesunken seien, was „den größten anhaltenden Rückgang der Impfungen bei Kindern seit 30 Jahren“ darstelle.

Die Pandemie habe Routineimpfungen von Kindern „fast überall“ unterbrochen, da die Gesundheitssysteme überlastet und Kinder durch Beschränkungen zu Hause waren. „Diese Daten sind ein beunruhigendes Warnsignal. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen ein weiteres Opfer der Pandemie wird. Andernfalls könnte die nächste Welle von Todesfällen noch mehr Kinder betreffen, die an Masern, Diphtherie oder anderen vermeidbaren Krankheiten leiden“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

Kinder, die kurz vor oder während der Pandemie geboren wurden, hätten das Alter überschritten, in dem sie normalerweise geimpft würden. Diese Verzögerung setze Kinder dem Risiko tödlicher Ausbrüche vermeidbarer Krankheiten aus, was UNICEF eine „Überlebenskrise für Kinder“ nennt.

Der Bericht erinnert daran, dass sich die Zahl der Masernfälle im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 weltweit verdoppelt habe und die Zahl der durch Polio gelähmten Kinder im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent gestiegen sei. In dem Dreijahreszeitraum zwischen 2019 und 2021 seien achtmal mehr Kinder durch Polio gelähmt worden als in den drei Jahren zuvor.

Die Pandemie habe bestehende Ungleichheiten in Bezug auf Impfungen verschärft, so UNICEF. Im Bericht heißt es, dass für viel zu viele Kinder, insbesondere in den am stärksten marginalisierten Gemeinschaften, Impfungen noch immer nicht verfügbar, zugänglich oder erschwinglich seien.

UNICEF fordere die Länder auf, dringend Ressourcen freizusetzen, um die Aufholimpfungen zu beschleunigen, das verlorene Vertrauen in Impfstoffe wiederherzustellen und die Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme durch die Unterstützung von weiblichem Gesundheitspersonal und lokaler Impfstoffherstellung zu stärken.

„Routineimpfungen und starke Gesundheitssysteme sind unsere beste Chance, künftige Pandemien, unnötige Todesfälle und Leid zu verhindern. Da noch Mittel aus der COVID-19-Impfaktion zur Verfügung stehen, ist es jetzt an der Zeit, diese Mittel zur Stärkung der Impfdienste und zur Investition in nachhaltige Systeme für jedes Kind einzusetzen“, so Russell.