Viele ehemalige Ortskräfte in Afghanistan getötet

Mehr als 100 ehemalige afghanische Sicherheitskräfte, andere Militärangehörige, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit der Machtübernahme der Taliban am Hindukusch getötet worden. In mindestens 72 Fällen seien die Taten von der radikalislamistischen Gruppe verübt worden, sagte die stellvertretende Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada Al-Nashif, in Genf.

Auch seien mindestens acht afghanische Aktivisten und zwei Journalisten sowie mindestens 50 mutmaßliche Mitglieder eines Ablegers der mit den Taliban rivalisierenden IS-Miliz umgebracht worden. Al-Nashif zufolge wurden mehrere Leichname „öffentlich zur Schau gestellt“. Darüber hinaus rekrutierten die Taliban Kindersoldaten und sie unterdrückten Frauen. Mit Blick auf Richter, Staatsanwälte, Anwälte und vor allem auf Frauen im Justizwesen, sei die Sicherheitslage alarmierend.

Auch der Gesandte der ehemaligen afghanischen Regierung, der von den Vereinten Nationen noch immer als UN-Botschafter seines Landes anerkannt wird, zeichnete vor dem Menschenrechtsrat ein düsteres Bild. Nasir Ahmed Andischa warf den Taliban zahlreiche Menschenrechtsverstöße, gezielte Tötungen und Verschleppungen vor. Die Islamisten begingen völlig ungestraft Misshandlungen. Hierbei gebe es eine hohe Dunkelziffer. Seit der militärischen Übernahme der Hauptstadt Kabul würden die Errungenschaften der vergangenen zwei Jahrzehnte ins Gegenteil verkehrt, sagte der UN-Botschafter.