by Li Anlim

3. Oktober 2019 – Am Vorabend des Klimaschutzgipfels der Vereinten Nationen im September mobilisierten sich weltweit Millionen junger Frauen und Männer, um den Führungsverantwortlichen der Welt zu sagen: „Ihr lasst uns im Stich.“

Sie haben Recht.

Die Emissionen nehmen weltweit zu. Die Temperaturen steigen. Die Folgen für Ozeane, Wälder, Wetter, Artenvielfalt, Nahrungsmittelproduktion, Wasser, Arbeitsplätze und letztlich Menschenleben sind bereits jetzt gravierend und dürften sich noch verschlimmern.

Der wissenschaftliche Befund lässt sich nicht leugnen, aber in vielen Teilen der Welt verstehen die Menschen die Klimakrise auch ohne Grafiken und Diagramme. Sie müssen nur aus dem Fenster schauen.

Von Kalifornien bis zur Karibik, von Afrika bis zur Arktis breitet sich das Klimachaos von Tag zu Tag immer mehr aus. Und diejenigen, die am wenigsten zu dem Problem beigetragen haben, leiden am meisten.

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: in Mosambik, wo Zyklone wüteten, in den Bahamas, das von einem Wirbelsturm verwüstet wurde, im Südpazifik, wo das Meer ansteigt.
Ich berief den Klimaschutzgipfel ein, um uns vor Ablauf der entscheidenden Fristen für das Jahr 2020, die im Rahmen des Übereinkommens festgelegt wurden, auf den richtigen Weg zu katapultieren. Zahlreiche Führungsverantwortliche aus vielen Ländern und Sektoren haben sich der Herausforderung gestellt.

Nicht nur Regierungen und Jugendliche, sondern auch Wirtschaftsunternehmen, Städte, Investoren und die Zivilgesellschaft haben sich zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen, um die Welt auf einen Kurs zu bringen, der bitter nötig ist, um sie vor einer Klimakatastrophe zu bewahren.

Mehr als siebzig Länder haben sich verpflichtet, ihre CO2-Nettoemissionen auf null herunterzufahren, auch wenn die Hauptemittenten dies bislang unterlassen haben. Mehr als 100 Städte, darunter mehrere der größten Städte der Welt, haben sich ebenfalls dazu verpflichtet.

Mindestens siebzig Länder haben ihre Absicht verkündet, ihre nationalen Pläne im Rahmen des Pariser Übereinkommens bis 2020 zu verstärken.

Die kleinen Inselstaaten haben sich gemeinsam verpflichtet, bis 2030 CO2-neutral zu werden und auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen.

Mehrere Länder, darunter Pakistan, Guatemala, Kolumbien, Nigeria, Neuseeland und Barbados, haben zugesagt, mehr als 11 Milliarden Bäume zu pflanzen.

Mehr als 100 Führungsverantwortliche aus dem Privatsektor haben sich verpflichtet, auf ihrem Weg in eine grüne Wirtschaft schneller voranzukommen.

Eine Gruppe der weltweit größten Vermögensinhaber, die für die Steuerung von mehr als 2 Billionen Dollar verantwortlich sind, hat zugesagt, bis 2050 auf CO2-neutrale Anlageportfolios umzustellen.

Hinzu kommt die vor kurzem an die globalen Führungsverantwortlichen gerichtete Aufforderung von Vermögensverwaltern, die nahezu die Hälfte des weltweiten Anlagekapitals – etwa 34 Billionen Dollar – repräsentieren, CO2-Emissionen effektiv zu bepreisen und weltweit schrittweise die Subventionen für fossile Energieträger zu beseitigen und aus der Kohlekraft auszusteigen.

Der internationale Entwicklungsfinanzierungsklub IDFC hat sich verpflichtet, bis 2025 1 Billion Dollar zu mobilisieren, um saubere Energien in 20 am wenigsten entwickelten Ländern zu finanzieren.

Ein Drittel des globalen Bankensektors ist das Versprechen eingegangen, seine Aktivitäten mit den Zielen des Pariser Übereinkommens und den Zielen für nachhaltige Entwicklung in Einklang zu bringen.

Auf dem Gipfel wurde außerdem aufgezeigt, wie die Städte und globale Industrien wie die Schifffahrt erhebliche Emissionseinsparungen erzielen können. Ebenso wurden Initiativen zum Schutz der Wälder und zur Sicherung der Wasserversorgung vorgestellt.

Alle diese Initiativen sind wichtig, aber sie reichen nicht aus.

Der Gipfel hatte von Anfang an das Ziel, die Welt aufzurütteln und zu rascheren und umfassenderen Maßnahmen zu bewegen. Außerdem sollte er als globale Bühne dienen, auf der die Wahrheit schonungslos ausgesprochen und die Scheinwerfer auf diejenigen gerichtet werden würden, die Führungsverantwortung zeigen, aber auch auf diejenigen, die tatenlos bleiben.

Diejenigen, die den Klimawandel leugnen und die größten Emittenten sind, können sich nirgendwo verstecken.

Ich werde sie auch weiter dazu anhalten, in ihren Ländern viel mehr zu tun und auf der ganzen Welt grüne Lösungen für die Wirtschaft zu fördern.

Unser Planet muss in einem wahrhaft planetaren Ausmaß tätig werden. Dies lässt sich weder über Nacht noch ohne das volle Engagement derjenigen erreichen, die am meisten zu der Krise beitragen.

Wenn unsere Welt die Klimakatastrophe abwenden will, dann muss noch viel mehr getan werden, um dem Ruf der Wissenschaft zu folgen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45 Prozent zu senken, bis 2050 die CO2-Neutralität zu erreichen und den Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Nur so können wir auf unserer Erde die Zukunft sichern.

Zu viele Länder sind noch immer von der Kohle abhängig, obwohl es schon längst billigere und umweltfreundlichere Alternativen gibt. Wir müssen bei der CO2-Bepreisung noch viel mehr Fortschritte machen und dafür sorgen, dass ab 2020 keine weiteren Kohlekraftwerke mehr gebaut werden und das hart verdiente Geld der Steuerzahler nicht mehr in Billionenhöhe in die Subventionierung einer todgeweihten Fossilenergieindustrie fließt, deren Auswirkungen die Verschlimmerung der Wirbelstürme, die Ausbreitung tropischer Krankheiten und die Verschärfung von Konflikten sind.

Gleichzeitig müssen die entwickelten Länder ihrer Verpflichtung nachkommen, spätestens ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen für Abschwächungs- und Anpassungsmaßnahmen in den Entwicklungsländern bereitzustellen.

Zudem werde ich sicherstellen, dass die Länder, der Privatsektor und die lokalen Verwaltungen über die von ihnen eingegangenen Verpflichtungen Rechenschaft ablegen, beginnend im Dezember auf der UN-Klimakonferenz in Santiago de Chile. Die Vereinten Nationen unterstützen geschlossen die Verwirklichung dieser Initiativen.

Der Klimawandel ist das beherrschende Thema unserer Zeit.

Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann wird sich die Erde laut der Wissenschaft bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens 3 Grad Celsius erwärmen. Ich werde das nicht mehr erleben, aber meine Enkelinnen schon.

Ich will kein Mittäter bei der Zerstörung der einzigen Heimat sein, die sie haben.

Junge Menschen, die Vereinten Nationen und eine wachsende Zahl führender Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Finanzwesen, Staat und Zivilgesellschaft – kurz, viele von uns – mobilisieren sich und handeln. Aber wenn wir den Klimawandel erfolgreich bekämpfen wollen, brauchen wir noch viele andere.

Vor uns liegt ein langer Weg, aber die Bewegung hat eingesetzt.