UN-Generalsekretär Guterres appelliert an Israel

Die Vereinten Nation reagieren besorgt auf Israels Offensive im Westjordanland. In der Nacht wurden erneut Kämpfe gemeldet, die Opferzahl stieg auf mindestens neun. Präsident Abbas hat den Kontakt mit Israel derweil ausgesetzt.

Israels Armee hat ihre Militäroffensive im besetzten Westjordanland in der Nacht fortgesetzt. Bei Luftangriffen und Gefechten am Boden seien mindestens neun Menschen getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Rund 100 weitere Palästinenser seien verletzt worden, 20 von ihnen lebensgefährlich. Bei mindestens einem Toten soll es sich Berichten zufolge um einen militanten Palästinenser handeln.

Die Armee war in der Nacht zum Montag in die palästinensische Stadt Dschenin eingerückt und hatte damit ihre erste Großoffensive seit rund 20 Jahren begonnen. Nach eigenen Angaben beschlagnahmte sie Waffen und Sprengstoff und nahm mehrere Verdächtige fest.

Angesicht der Lage zeigte sich der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, zutiefst besorgt über die Entwicklungen. Er „bekräftigt, dass alle militärischen Operationen unter voller Achtung des humanitären Völkerrechts durchgeführt werden müssen“, wie der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq in einer Erklärung mitteilte.

Auch Lynn Hastings, humanitäre Koordinatorin der UN in den palästinensischen Gebieten, sagte, sie sei alarmiert vom Umfang der Militäroperation. Die Vereinten Nationen mobilisierten humanitäre Hilfe, sagte sie.

Palästinensische Flüchtlinge verlassen Unterkünfte

Palästinensische Medien meldeten am Abend, die israelische Armee habe angeordnet, dass Palästinenser das Flüchtlingslager in Dschenin verlassen sollten. Aufnahmen im Netz zeigten, dass viele Menschen aus ihren Häusern strömten.

Israelischen Medienberichten zufolge bestritten israelische Sicherheitsbeamte hingegen, dass es einen solchen Befehl zur Evakuierung gegeben habe. Demnach flüchteten die Menschen zu Tausenden vor den Kämpfen.

Eine Sprecherin des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass Einwohner des Lagers ihre Unterkünfte verlassen hätten.

Die dicht besiedelte Stadt Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager mit rund 17 000 Bewohnern gelten als Hochburg militanter Palästinenser. Finanziert werden die verschiedenen Gruppierungen vor allem vom Iran, einem Erzfeind des Staates Israel.