Taliban erlassen Anordnung: Arbeitsverbot für afghanische UN-Mitarbeiterinnen

© UNOCHA/Charlotte Cans

Die de facto Regierung in Afghanistan hat gestern eine Anordnung erlassen, die es afghanischen Mitarbeiterinnen der Vereinten Nationen verbietet, weiter zu arbeiten.

„Unsere Kollegen und Kolleginnen bei der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) haben eine Anordnung der de-facto-Regierung erhalten, die weiblichen, afghanischen UN-Mitarbeiterinnen die Arbeit verbietet“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. „Wir prüfen noch, wie sich diese Entwicklung auf unsere Operationen im Land auswirken wird. Wir erwarten Mittwoch weitere Treffen mit der de-facto-Regierung in Kabul, bei denen wir versuchen, uns Klarheit zu verschaffen.“

Nach dem Sturz der afghanischen Regierung durch die Taliban im August 2021 verpflichteten sich die Vereinten Nationen im Land zu bleiben, um humanitäre Hilfe zu leisten. In Afghanistan sei rund die Hälfte der Bevölkerung, also 23 Millionen Männer, Frauen und Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen, betonte Dujarric.

Trotz der anfänglich relativ konstruktiven Gespräche mit den Taliban habe die fundamentalistische Führung im vergangenen Jahr unter anderem beschlossen, Frauen den Zugang zu höherer Bildung zu verbieten und Frauen aus vielen öffentlichen Räumen auszuschließen.

Eine offizielle Mitteilung der Taliban-Führung habe angedeutet, dass die Anordnung für das ganze Land gelte, so Dujarric. „Wir hoffen, dass wir vom Sicherheitsrat starke Worte dazu hören werden“, sagte er und wies darauf hin, dass die UN-Mission in Afghanistan unter Sicherheitsrat-Mandat arbeite.

Für UN-Generalsekretär Guterres sei ein solches Verbot inakzeptabel und „offen gesagt unvorstellbar“, so Dujarric. „Es versteht sich von selbst, muss aber offenkundig leider gesagt werden, dass weibliches Personal für die Vereinten Nationen unerlässlich ist, um lebensrettende Hilfe zu leisten“.

Vergangenen Dezember hatten die Taliban bereits Mitarbeiterinnen humanitärer Nichtregierungsorganisationen die Arbeit untersagt. Die Einschränkungen galten zunächst nicht für die Vereinten Nationen.

Im Januar 2023 äußerte sich die stellvertretende UN-Generalsekretärin, Amina Mohammed, mit der Befürchtung, dass die de-facto-Regierung als nächstes die Arbeit afghanischer Frauen bei internationalen Organisationen einschränken könne.