UN-Sonderbeauftragte: Schwerste sexuelle Gewalt gegen Frauen bei Hamas-Anschlag

Pramila Patten, UN-Sonderbeauftragte für sexualisierte Gewalt in Konflikten

Ein Bericht der Vereinten Nationen geht von sexualisierter Gewalt beim Terroranschlag der islamistischen Hamas am 7. Oktober in Israel aus. Es gebe „berechtigten Grund zur Annahme“, dass es zu Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen an mindestens drei Orten gekommen sei, hieß es in dem Papier, das am Montag in New York veröffentlicht wurde. Neu ist diese Erkenntnis nicht – seit Monaten gibt es entsprechende Videos und Zeugenaussagen.

Der Bericht wurde von der UN-Sonderbeauftragten für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, nach einem Besuch in Israel angefertigt. Zu den Orten gehörten das Gelände eines Musikfestivals, das von den Terroristen am 7. Oktober überfallen wurde, sowie eine Straße und ein Kibbuz. „Bei den meisten dieser Vorfälle wurden die Opfer erst vergewaltigt und dann getötet“, sagte Patten. „Mindestens zwei Vorfälle standen im Zusammenhang mit der Vergewaltigung von Frauenleichen.“

Erschossene Frauen, von der Hüfte abwärts nackt

Der Bericht beschreibt auch Aussagen „glaubwürdiger Quellen“, die von ermordeten Frauen an verschiedenen Orten in Israel berichteten, die von der Hüfte abwärts ganz oder teilweise nackt waren, deren Hände auf den Rücken gefesselt waren und die mit einem Schuss in den Kopf getötet wurden. In einigen Fällen seien sie an Bäume und Stangen gebunden gewesen.

Die Untersuchung von Pattens Team fand von Ende Januar bis Mitte Februar statt. Es habe dabei Dutzende Treffen mit Vertretern von israelischen Behörden und Organisationen gegeben. Mehr als 5.000 Fotos und 50 Stunden Video wurden demnach gesichtet. Die Vereinten Nationen führten 34 Interviews mit Zeuginnen und Zeugen. Das Team sprach mit keinem überlebenden Opfer. Der Bericht führte das einerseits auf deren anhaltendes Trauma und andererseits auf mangelndes Vertrauen der Opfer in internationale Organisationen wie die UN zurück.

Einige Vorwürfe sollen unbegründet sein

Einige Vorwürfe von Gewalttaten weist der Bericht der Vereinten Nationen als „unbegründet“ zurück. „Dazu gehörte die viel beachtete Anschuldigung einer schwangeren Frau, deren Gebärmutter Berichten zufolge vor der Tötung aufgerissen worden war und deren Fötus noch im Inneren erstochen worden war“, hieß es.

Wohl auch sexualisierte Gewalt gegen Geiseln

Im Bericht heißt es weiter, es gebe „klare und überzeugende Informationen darüber, dass sexuelle Gewalt, einschließlich Vergewaltigung, sexualisierte Folter, grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlung, gegen Geiseln verübt wurde“. Diese dürfte in der Gefangenschaft im Gazastreifen momentan weiter andauern.

Israels Militär veröffentlichte unterdessen Tonaufnahmen, die beweisen sollen, dass bei dem Überfall auf Israel am 7. Oktober Frauen auch als „Sklavinnen“ verschleppt wurden. Auf den Aufnahmen, die vom Tag der Invasion stammen sollen, sind die Stimmen von Männern zu hören.

Überfall der Hamas-Terroristen am 7. Oktober

Terroristen der Hamas und anderer militanter Gruppen hatten am 7. Oktober Israel überfallen, etwa 1.200 Menschen getötet und rund 250 Geiseln genommen. Die darauffolgende Militäroffensive Israels hat der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge seitdem bislang mehr als 30.000 Palästinenser getötet.

Israels Präsident: Welt muss entschieden reagieren

Israels Präsident Izchak Herzog lobte den UN-Bericht über sexualisierte Gewalt beim Hamas-Massaker am 7. Oktober. Der Bericht sei von immenser Bedeutung, schrieb Herzog auf der Plattform X (vormals Twitter). „Er untermauert mit moralischer Klarheit und Integrität die systematischen, vorsätzlichen und anhaltenden Sexualverbrechen, die Hamas-Terroristen gegen israelische Frauen verüben.“ Die Welt müsse nun entschieden reagieren und die Hamas verurteilen und bestrafen, forderte Herzog.

Israel hatte den Vereinten Nationen lange vorgeworfen, auf die grausamen Verbrechen vom 7. Oktober nicht angemessen reagiert zu haben. Ein UN-Sprecher wies das zurück.